Wie anders die Ausstellung, die <link https: www.kontextwochenzeitung.de gesellschaft kaempfer-fuer-die-stadt-5101.html external-link-new-window>der im Mai verstorbene Architekt Roland Ostertag in der Villa Sonnenhalde am Gähkopf zur Stadtgeschichte zusammengetragen hat. Auch hier steht am Anfang ein großes Stadtmodell, ganz ohne mediales Zauberwerk. Dafür sind, im Maßstab 1:1000, Straßen und Häuser genau zu erkennen. Ostertag hat unzählige Pläne und Fotos zusammengetragen, zum Teil nur kopiert aus dem Stadtarchiv, aber immer getragen von einem Gedanken: Wie lässt sich aus der Topografie und Geschichte der Stadt ein Konzept für ihre Weiterentwicklung gewinnen?
Ostertag war nicht nur ein vehementer Kritiker der Sünden der Stuttgarter Stadtentwicklung und hat dabei manchen Bau, vom Alten Schauspielhaus bis zum Bosch-Areal, noch gerettet. Im Gegensatz zum Verein "Aufbruch Stuttgart", der gegen die Straßenschneise B 14 wettert, aber kein Konzept hat, im Unterschied auch zu Arno Lederer, der dem Verein angehört, das Wilhelmspalais neu gestaltet hat und auf den Spuren des Architekten Theodor Fischer eine Gesamtkonzeption für die Entwicklung der Stadt fordert, hatte Ostertag eine Konzeption.
Die Villa Sonnenhalde hat, was dem Stadtpalais fehlt
Dazu gehört der Rückbau der Stadtautobahn: Sein Konzept sieht auf der Hauptstätter Straße vor dem Gustav-Siegle-Haus eine Reihe von Häusern vor, um die Stadtautobahn wieder auf ihre menschliche Vorkriegs-Dimension zurückzustutzen. Ostertag hat sich mit dem Wasser in Stuttgart beschäftigt und wollte das Neckarufer zugänglich machen. Und er zeigt nicht nur, wie das Stadtpalais, die Planung der autogerechten Stadt der 1960er-Jahre: die jeder kennt, weil sie immer noch Realität ist. Vielmehr zeigt er, was 1967 außerdem noch geplant war: ein "Mittlerer Ring" um den Talkessel in Halbhöhenlage, als zweigeschossige Autobahn.
Ostertags Sammlung ist ein einzigartiges Kompendium zur Geschichte der Stadt: nicht als tote Vergangenheit, sondern als Einladung zum Weiterdenken. Sie sollte erhalten bleiben, auch deshalb, weil der Ort, an dem sie sich befindet, die Villa Sonnenhalde, selbst ein erstrangiges Dokument der Stuttgarter Geschichte ist. Der Bosch-Vorstandsvorsitzende Hugo Borst hat die Villa 1922 mit seiner Frau Martha erbauen lassen. Er hat hier noch 1936 moderne Kunst gezeigt und nach dem Krieg dem Württembergischen Kunstverein ein Ausweichquartier geboten. Seine Kunstsammlung gehört heute der Staatsgalerie, seine 4393 Bücher in Erstausgaben aus den Jahren 1749 bis 1899 der Landesbibliothek.
3 Kommentare verfügbar
Waldemar Grytz
am 06.08.2018Hat sich bisher nicht herumgesprochen, dass er 1918 abgesetzt wurde und sich dann selbst ins Abseits gestellt hat? Seine Hundle bekamen damals sicher besseres Futter, als große Teile seiner kriegsgeplagten Untertanen. Da ist ein Blick ins Kellerfenster noch eine…