Vor drei Jahren hat in Wieland Backes "immer noch das Feuer" gelodert. So hat er's der taz <link http: www.taz.de _blank external-link-new-window>in einem langen Gespräch mit Chefreporter Peter Unfried verraten, auch noch darauf verweisend, dass er ein "Kind von 1968" sei. Kein schwäbischer Konservativer, sondern offen und fortschrittlich. Das war im November 2014, einen Monat bevor er sein "Nachtcafé" verlassen hat. Nach 27 Jahren und 706 Sendungen. Er wollte damit sagen: Leute, ein Backes verschwindet nicht einfach, ihr hört noch von mir.
Und so geschah es. Bei der Trauerfeier für Peter Conradi, im März 2016. Beieinander standen der Ex-Moderator, der Opernintendant Jossi Wieler und die Kulturjournalistin Amber Sayah von der "Stuttgarter Zeitung". Sie sprachen über die Sanierung der Staatsoper und darüber, dass es eine "Jahrhundertchance" wäre, gleich die ganze Kulturmeile neu zu gestalten, inklusive B-14-Beseitigung. Ein großer Wurf, versteht sich.
Das fanden die Spitzen der übrigen Hochkultur auch schick und taten, was man in Deutschland tut, wenn man gemeinsame Sache machen will: Im März 2017 gründeten sie einen Verein, den "Aufbruch Stuttgart". Hinter Backes versammelten sich Wieler, die Direktorinnen Christiane Lange (Staatsgalerie), Ulrike Groos (Kunstmuseum), Cornelia Ewigleben (Landesmuseum), die Architekten Arno Lederer und Werner Sobek sowie Helmut Nanz von der gleichnamigen Stiftung. Getragen waren sie von der "Vision Stuttgart", die Backes schon mal <link http: www.stuttgarter-zeitung.de inhalt.wieland-backes-ueber-stadtentwicklung-think-big-stuttgart.88c7f1f0-48c0-417d-b0a8-c3916a98f036.html external-link-new-window>im Rahmen eines Gastbeitrages in den StZN vorformuliert und "Think Big Stuttgart" überschrieben hatte. Das musste sein, weil Backes und seine Mitstreiter Oberbürgermeister Fritz Kuhn offenbar als eher kleinteilig empfanden.
Die Großbürgerinitiative kann Kuhn nicht ignorieren
Wie das bei Kuhn angekommen ist, weiß man nicht genau. Es ist zu vermuten, dass er eher ergrimmt als erbaut war, weil er selber an einem Visionspapier arbeitete, mit seinen, also den besten Ideen drin. Aber der Oberstratege im Rathaus weiß auch, dass er die Großbürgerinitiative nicht ignorieren kann, die beim Schwäbischen Heimatbund genauso willkommen ist wie bei den Rotariern. Und, ganz wichtig, als Liebling der örtlichen Monopolpresse gestartet ist. Ein "Segen für Stuttgart" sei sie, lobte die StZ, wer Visionen habe, müsse "zum Aufbruch gehen", empfahl die StN, und wenn das so ist, kommt auch Kuhn. Das gedruckte Wort bedeutet ihm viel.
21 Kommentare verfügbar
Peter Meisel
am 04.12.2017Da hätte man gleich den Werbefachmann der Frau Merkel, Herrn Sebastian Turner zum OB wählen können. Sie hatte die öffentlich wirksame Ablenkung von der S21 Katastrophe heute vorhergesehen. Und die FDJ Agitprop hat sie zur Marktkonformen Demokratie…