Ihr Mann sei im Krieg gefallen, erzählt eine deutsche Hausfrau einem Vertreter, der ihr im Frankfurt des Jahres 1946 Wäsche verkaufen will. "Das hört man gern", murmelt der beiseite, so dass den Satz nur der Zuschauer, nicht aber die Kundin hören kann. Der Vertreter ist Jude, er ist dem Holocaust entkommen und will sich nun das Geld verdienen, das er braucht, um das Täterland für immer zu verlassen. Angeheuert wurden er und fünf weitere jüdische Überlebende von David Bermann (Moritz Bleibtreu), der das Geschäft gern allein aufgezogen hätte, aber keine Lizenz von der US-Militärverwaltung bekommt und deshalb Teilhaber braucht. Bermann wird nämlich der Kollaboration mit den Nazis verdächtigt und immer wieder von der amerikanischen Offizierin Sara Simon (Antje Traue) verhört. Wie er damals ins KZ Sachsenhausen gekommen sei, will sie wissen. "Mit einer Limousine, mit Chauffeur", sagt der ein bisschen dandyhafte Bermann und zündet sich lässig eine Zigarette an.
Mit solchen Szenen und mit solchen Sätzen deutet Sam Garbarski ("Irina Palm") in seiner Adaption der Michel-Bergmann-Romane "Die Teilacher" und "Machloikes" an, was aus seinem Film hätte werden können: Eine böse Komödie auf dunklem Grund, deren scharfer Witz die Wunden der Historie nicht zupflastert, sondern diese Wunden aufreißt und zur Besichtigung freilegt. Aber es ist dann leider nur ein Film aus zweiter oder dritter Hand geworden, also einer, der sich keine großen Gedanken zur Inszenierung macht, sondern sich routiniert bereitstehende Bilder aus Kino und TV-Spiel zusammenklaubt. Wenn Bermann in seinen durch Rückblenden illustrierten Erzählungen etwa erklärt, er sei im Lager privilegiert gewesen, weil er Hitler das Witze-Erzählen beibringen sollte, erinnert das an Dany Levys "Mein Führer" (2007), in dem Ulrich Mühe als KZ-Häftling zu Hitlers Rhetorik-Lehrer wird. Und Moritz Bleibtreu hat schon in Wolfgang Murnbergers Nazi-Komödie "Mein bester Feind" (2011) einen Juden gespielt, der wie Bermann durch Chuzpe überlebt.
"Nie vergessen: Hitler ist tot, aber wir leben noch!", so motiviert Bermann in den Nachkriegsszenen seinen moderat jiddische Worte einstreuenden Vertreter-Trupp. Doch die Bilder kriechen den munteren Worten hinterher, die Verkaufsstrategien – unter ihnen der aus Peter Bogdanovichs "Paper Moon" (1974) entlehnte Todesanzeigen-und-Witwen-Trick – sind zu umständlich eingefädelt, die Geschichte kommt nicht auf Touren, dem Schwank fehlt jeder Schwung. Den Personen um Bermann herum fehlt es zudem an Persönlichkeit, sie werden nicht plastisch herausmodelliert, sondern nur, wie etwa der feist-blonde Obersturmbannführer (Joachim Paul Assböck), flach ins Klischee hineingesetzt. Die Musik dagegen trägt fett auf und täuscht akustisch vor, was visuell nicht eingehalten wird. Sogar das Plakat, so wie der Film in nostalgischer Brauntönung gehalten, verspricht zu viel: Da ist Antje Traue als attraktive US-Offizierin zu sehen, hinter ihr Bermann und seine sechs Mitstreiter, bekleidet mit Mänteln und Hüten, bewaffnet mit Äxten, Rohren und Zangen, aufgereiht wie Helden vor dem Kampf.
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