Le Corbusier ertrank 1965 beim Schwimmen im Mittelmeer, und er starb in Sichtweite des Hauses E-1027 an der französischen Riviera. Das Haus hatte Eileen Gray 1925 bis 1929 für sich selbst und ihren Liebhaber Jean Badovici, den Herausgeber der Zeitschrift "L'architecture vivante", erbaut. Das Erstlingswerk der irischen Architektin steht hinter Le Corbusiers Bauten um nichts zurück. Als er sich von Gray trennte, ließ Badovici den Architekten ins Haus. Der ließ sich nackt ablichten, wie er die Wände mit großformatigen, mehr oder weniger erotischen Fresken bemalt. Er habe ein "rasendes Verlangen, diese Wände zu verdrecken", bekennt Corbu: "Zehn Kompositionen sind fertig, genug, um alles vollzuschmieren."
Ungeachtet der Anziehung, welche Eileen Gray auf den gebürtigen Schweizer ausgeübt haben mag: Der Meister konnte es offenbar nicht ertragen, dass ihm eine Frau das Wasser reichte. Und sogar noch zu widersprechen wagte: Ein Haus sei keine Maschine, sagte sie einmal, anspielend auf Le Corbusiers Wohnmaschinen. Bis zuletzt ließ ihn dies nicht los: 1951 baute er sich eine Hütte in Sichtweite. Dort ging er vor fünfzig Jahren zum letzten Mal schwimmen.
Er sympathisierte mit Hitler und Mussolini
Bis heute hält sich die Legende, moderne Architektur und Kunst seien per se demokratisch, während sich totalitäre Regimes eines abgestandenen Klassizismus bedienten. Dies trifft zu auf Hitler und Stalin, nicht aber auf die italienischen Faschisten. Und schon gar nicht auf Le Corbusier, der zwar das Rad neu erfinden wollte, aber gewiss nichts mit einer Demokratisierung im Sinn hatte.
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Architekturfreund
am 01.10.2015Jetzt ist 9/2015 vorbei und die Gegenargumente scheinen sich im Sande zu verlaufen. Schade, ich hätte gerne noch mehr darüber gelesen. Bitte, liebe Kontext-Redaktion, könnten Sie den Kontext-Unterstützer…