Die Yes Men dagegen überschreiten Grenzen, sie eignen sich Identitäten an, sie geben sich – Hochstapeln für die gute Sache! – als diejenigen aus, die von ihnen bekämpft werden. Sie fälschen deren Webseiten oder stehen als deren vermeintliche Sprecher auf Podien und verkünden, so wie im neuen Film zu sehen, die radikale Änderung der US-Klimapolitik und den Wechsel zu erneuerbaren Energien. Die Veranstaltungsformen, in die sich die Yes Men einschleichen, all diese Meetings, Konferenzen und Symposien, wirken dabei in ihrer Ritualisierung offensichtlich so stark, dass deren Teilnehmer widerspruchslos jeden Inhalt akzeptieren und sogar beklatschen.
Die böseren Vorschläge der Yes Men, etwa das Recyclen von Müll zu Essen für die Habenichtse, erinnern an den "bescheidenen Vorschlag" des Satirikers Jonathan Swift von 1729, der die Iren aufforderte, ihre Hungerprobleme dadurch zu lösen, dass sie ihre Kinder als schmackhaftes Fleisch an die Reichen verkaufen. Aber vielleicht ist das andere Mittel, nämlich dem Gegner die besten Absichten zu unterstellen, noch wirksamer. Wenn zum Beispiel ein Yes Man für Kanada spricht, die Verantwortung für Umweltschäden übernimmt und Milliardenzahlungen für Afrika ankündigt, ist das Thema in der Öffentlichkeit, und die echte kanadische Regierung wird zu einem Dementi gezwungen, in dem unfreiwillig die Wahrheit aufleuchtet. Für die Yes Men ist es denn auch keine Schummelei, dass sie in andere Rollen schlüpfen, sondern "identity correction".
Die Revolution soll Spaß machen! Doch nicht jeder Streich gelingt, die Sache mit dem Eisbärkostüm etwa – die Yes Men und ihre Kumpel sind ja auch große Bastler! – geht auf groteske Weise schief. Und so ist die Krise der Yes Men erst ausgestanden, als die arabische Rebellion beginnt und vor allem der Occupy-Protest in der Wall Street. Plötzlich sind sie wieder ganz dabei und schwimmen mit im "Flow" einer neuen Zuversicht. Die Homeland-Security-Konferenz schließlich, bei der Mike und Andy mit dem Indianeraktivisten Gitz Crazyboy zusammenarbeiten, wird am Ende zu einer Art Happening, bei dem sich sogar Rüstungslobbyisten zum Energiewandel bekennen, sich Stirnbänder aufsetzen und mitmachen beim Indianertanz. Diese leuchtenden Gesichter! Als gäbe es da ganz versteckt doch eine Sehnsucht, nicht mehr Zerstörer des Planeten zu sein, sondern dessen Retter zu werden.
Info:
Bundesweiter Kinostart ist am Donnerstag, den 20. August. In Stuttgart läuft der Film <link http: www.arthaus-kino.de external-link-new-window>im Delphi, und zwar zu folgenden Zeiten: Mo/Mi/Do/Sa um 18 Uhr und Di/Fr/So um 15:50 Uhr. Welches Kino in Ihrer Nähe den Film zeigt, <link http: kinofinder.kino-zeit.de programmsuche external-link-new-window>finden Sie hier.
0 Kommentare verfügbar
Schreiben Sie den ersten Kommentar!