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Superbowl und Profifußball

Bomben, Bälle, Bürokraten

Superbowl und Profifußball: Bomben, Bälle, Bürokraten
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Leider kein Witz: Die Fußballbranche sei im besten Fall ein Tummelbecken für halbseidene und zumeist minderbegabte Charaktere, meint unser Autor. Und jetzt werden auch noch die "11 Freunde" verkauft, die lächelnde Oase des Friedens in der Kommerzwüste Profifußball.

Nach den Helmen und Haubitzen und Geparden liefern wir jetzt Leoparden und bald wohl Tornados und warum eigentlich nicht gleich Atombomben in die Ukraine? Nur folgerichtig das, übrigens, denn an die Saudis liefern wir ja auch dauernd Waffen, mit denen die die Leute im Jemen massakrieren, und das ist uns völlig wurscht. Die Leute, die da massakriert werden, sind uns völlig wurscht. Oder an den Erdoğan, der, Erdbeben hin, Erdbeben her, auch die betroffenen Kurdengebiete einfach weiter bombardieren lässt – aber die Kurden jucken ohnehin niemand und uns gleich gar und überhaupt nicht.

Wir brauchen halt immer den vollen Fokus auf eins, damit alles andere ausgeblendet werden kann. Anders als früher hängt heute keines mehr Plakate von Klaus Staeck auf: "Alle reden vom Frieden. Wir nicht. Zweckverband der Rüstungsindustrie". Niemand schaut mehr nach links und rechts, alle nur noch Tunnelblick. Voller Fokus auf Corona, voller Fokus auf Ukraine – da braucht man sich ansonsten um nix mehr wirklich zu kümmern und kann in aller Seelenruhe weiter das bundesdeutsche Bürokratiemonster füttern.

Neue Behörden, neue Referate, immer größeren Problemen begegnen wir nahezu ausschließlich durch die Errichtung immer größerer Behörden. Immer teurerer auch. Die trotzdem immer überlastet sind: Corona, Krankheit, Softwareausfall, Papierstau im Fax, wir sind leider unterbesetzt, kommen mit dem Abarbeiten nicht nach. Am Ende ist immer die Pandemie schuld oder der "Krieg in der Ukraine". Und keines fragt, wie viel Geld da allein in den gigantisch überdimensionierten und gleichzeitig eklatant ineffektiven, nachgeradezu kontraproduktiven Verwaltungsapparat fließt, dessen menschliche Bestandteile häufig "zu Tisch" sind, "grade im Gespräch" oder "schon im Wochenende". Und natürlich ist das ein Klischee und ungerecht gegenüber all den Menschen in unseren Behörden, die mit Volldampf gegen die Missstände bzw. den "Bearbeitungsstau" angehen, der angeblich "sukzessive" und in Wirklichkeit wohl niemals wirklich abgebaut werden kann.

Hier wurde im Lauf der Jahrzehnte ein Monster geschaffen, das niemand mehr jemals wird beherrschen und schon gleich dreimal nicht wird versorgen können. Dieses Monster verschlingt an einem einzigen Tag so viel Geld, dass damit mindestens drei Staatshaushalte saniert, die Bundeswehr einsatzfähig gemacht und ganz nebenbei alle Clubs der Fußball Bundesliga schuldenfrei gestellt werden könnten, neues Stadion inbegriffen. Womit wir beim Thema wären.

Fußball ist unser Leben ...

Weil also keines danach fragt, nach dem Geld, und weil natürlich auf eine solche Frage niemals eine Antwort erfolgen würde, zerstreuen wir uns unsere Zeit eben weiter mit vollem Fokus auf hier und da. Und wenn das alles nichts mehr hilft, dann haben wir ja noch den Sport, wo zahlreiche Disziplinen, vor allem im Teamsport, quasi klandestin stattfinden, unter nahezu komplettem Ausschluss der medialen Öffentlichkeit. Und wo neben ein bisschen Handball, Basketball und einem ganz klein wenig Volleyball allein der Fußball mit seinen Schlagzeilen und seinen allzu häufig aggressiven und asozialen Umgangsformen auf und neben den Plätzen so gerne von uns konsumiert wird. Denn Fußball ist unser Leben, so zumindest singen sie es in der Kurve. Wobei, dort wo ich es meistens höre, singen sie "unsr Läben". Sind ja schließlich aufrechte Schwaben.

Dass diese Fußballbranche – Ausnahmen bestätigen die Regel – im besten Fall ein Auffangbecken ist für Leute, die es im Drogen-, Waffen- oder Menschenhandel nicht schaffen, ergo ein Tummelbecken für halbseidene und zumeist minderbegabte Charaktere, das mag einerseits ein Witz sein, ein Schenkelklopfer, mit dem sich halbwegs aufrechte aktiv Beteiligte ironisch/sarkastisch ein wenig selbst trösten. Aber ganz aktuell und lange nicht zuletzt zeigt uns zum Beispiel auch der Fall des Frankfurter Eintracht-Präsidenten Peter Fischer, mit welch miesen Mitteln in der Fußballbranche und um sie herum gearbeitet wird.

Wir haben hier wohl mittlerweile nicht nur in Frankfurt quasi mexikanische Verhältnisse, was auch die Verwicklung von Polizei und Staatsanwaltschaft in lokale Intrigen und Kriminalität jeglicher Couleur angeht. Man übertriebe also nicht, wenn man sagt, es gehe auch hier alles den Bach runter. Und während man noch so darüber nachdenkt, ob man das wirklich sagen soll, das mit dem Bach runter, da werden auch noch die "11 Freunde" verkauft, diese verschmitzt lächelnde Oase des Friedens und der Glückseligkeit inmitten der grauen Kommerzwüste Profifußball. Gibt's des? Schnell weg lieber, gleich rüber ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten, dort wo alles super ist, auch die wichtigste Trophäe im Sport.

... und Football ist ein Riesenspektakel

Dass die Amis den "Superbowl LVII" so nummerieren wie die alten Römer, das weiß die geschätzte Leser:innenschaft sicherlich. Aber Hände auf die Herzen und ein bissle mehr Ehrlichkeit sich selbst gegenüber: Dass "L" 50 heißt, das hat hundertpro die Hälfte, ergo L von C nicht gewusst. Kann ja nicht jedes auf ein großes Latinum zurückschauen. Ich habe ihn übrigens nicht live gesehen, den Superbowl 57, dieses Riesenspektakel mit Sport und Entertainment auf allerhöchstem Niveau, das in der Nacht von Sonntag auf Montag roundabout zwischen Mitternacht und vier Uhr morgens über die Bühne ging – den gab es hier im Rewatch zu weniger unchristlicher Stunde. Wäre sonst schwierig geworden, der Montag mit Kolumnenabgabedeadline 12 Uhr und auswärtigem Businesslunch zur selben Zeit. Und jetzt gehabt Euch wohl, Ihr Leserinnen und Leser, oder wie die Lateiner:innen sagen: Valete carissimi amici amicaeque!


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2 Kommentare verfügbar

  • Emilia Landowski
    am 15.02.2023
    Antworten
    Hah, Herr Siber, endlich mal jemand mit musikalischem Sachverstand! Die 13-Minuten-Terrine von Rihanna, war, ich kann´s nicht besser beschreiben als schon jemand anderes vor mir, noch unterirdischer als ein ZDF-Fernsehgarten. Aber unsere hiesigen Medien überschlagen sich noch immer: Super-Spektakel,…
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