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Banden bilden gegen Waschlappenpolitik

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Inflation und Gaspreise steigen. Der "Wut-Winter" steht vor der Tür. Wenn Progressive jetzt nicht gemeinsam den Arsch hochbekommen, dominieren wieder "Querdenker" die Straßen.

Impfdiktatur isch over: Jetzt soll's den "Wut-Winter" geben. Längst ist der Stinker aus den Telegram-Jauchegruben an die Oberfläche etablierter Medien geschwommen: Rechte scharren auf allen Kanälen mit den Hufen und freuen sich diebisch darauf, dass es endlich richtig knallt in Deutschland, damit die Leute – wer hätt's gedacht – "aufwachen". Jep, da waren wir in den vergangenen drei Jahren schon. Aufgewacht sind "Chefquerdenker" wie Michael Ballweg oder Oliver Janich letztlich in Arrestzellen der Untersuchungshaft wegen Verdachts auf Geldwäsche und Aufruf zum Mord. Guten Morgen an dieser Stelle. Trotzdem sind Politik und Forschung im Alarm-Modus und fürchten, dass Rechtsextreme die Energiekrise und Inflation mit der aufgebauten "Querdenker"-Szene für ihre Zwecke reaktivieren und ausschlachten könnten. Längst ist die Pandemie in der Szene zu einem Thema unter vielen geworden. Mittlerweile ist es bumsegal, ob's um Corona, Impfen, Masken, Ukraine, Russland, Gendersternchen, Migration, "die Antifa", Klimawandel, Inflation, GEZ-Gebühren, Angela Merkel, Olaf Scholz oder die Sendung mit der Maus geht: Jedes Thema ist den rechten Stinkern willkommen, um Angst und Schrecken zu verbreiten und gesundes Misstrauen gegenüber Staat und Obrigkeit in blanke Paranoia und Gewalt zu verwandeln.

Ja, wahrscheinlich müssen wir uns tatsächlich drauf einstellen, dass Rechtsextreme in Alternativmedien mit abgefuckten Ex-Schlagersängern, antisemitischen Ex-Wissenschaftlern, sexuell frustrieten Ex-Anwälten, esoterisch-abgeschmierten Ex-Ärztinnen und rechtsextremen Splitterparteien wie den "Freien Sachsen" wieder Tausende "ganz normale Leute" (seufz) bundesweit auf die Straße mobilisieren. Auch diesmal werden sich "Schlafschafe" wieder mit der flachen Hand gegen die Stirn klatschen, weil sich ach so reflektierte Selbstdenker wieder bewusst oder unbewusst für rechte Zwecke haben einspannen lassen. Seit ein paar Jahren lecken sie ein bisschen ungenierter den Rechten die Stiefel, weil die es hinbekommen haben, rechtsradikale Positionen zu normalisieren – und progressive Alternativen nicht hörbar sind. Anderes Thema.

Dass es Proteste geben MUSS, steht selbstverständlich außer Frage: Gasrechnungen werden unbezahlbar, Wohnen ist Luxus, Lebensmittelpreise steigen, Butter ist mittlerweile gegen Diebstahl gesichert, weil manche Menschen klauen müssen, um über die Runden zu kommen – und Regierungsmitglieder raten, Wasserspar-Duschköpfe zu kaufen, kalt zu duschen oder dem Waschlappen als "brauchbare Erfindung" zu huldigen, um Energie zu sparen. Wenn man es aufschreibt, wird noch klarer, wie komplett krank das alles ist. Angesichts des Desinteresses aller Regierungsparteien an gerechter Finanzpolitik muss man aktuell schon Öligarchin oder Christian Lindners Wedding Planer sein, um nicht zur Wutbürgerin zu werden.

Wieder werden Verluste von Unternehmen sozialisiert

Mit der Gasumlage wird Energiekonzernen, die in der Krise Milliardengewinne gemacht haben, schlicht Geld von Lohnarbeitenden in den Arsch geblasen. Geld, das ihnen die Regierung aus der Tasche zieht, damit Unternehmen noch mehr Gewinne auf Kosten der Bevölkerung machen können! Nichts anderes passiert gerade: Wenn's nicht so traurig wäre, könnte man drüber lachen, dass Deutschland mit der "solidarischen" Gasumlage den Sozialismus für sich entdeckt – nur, dass eben keine Gewinne, sondern nur die Verluste von Milliardenunternehmen gerecht im Volk verteilt werden, haha. Es ist nicht mal ein Geheimnis, dass sich für die Gasumlage Konzerne angemeldet haben, die selbst ohne Gasumlage Gewinne machen würden!

Doch statt endlich die Übergewinnsteuer einzuführen, wie es Spanien und anderen EU-Länder tun werden oder bereits getan haben und damit etwa kostenlose ÖPNV finanzieren, diskutiert Deutschland ernsthaft über Waschlappen! WASCHLAPPEN! Was bitteschön ist so schwer daran zu verstehen, dass der Kern des Übels das neoliberal-romantische Verhältnis der deutschen Regierung mit Kapital und Wirtschaft ist? Nein, man braucht nicht einfach nur den Gashahn bei Nord Stream 2 wieder aufdrehen, wie es AfD-Chef Chrupalla et al. fordern, damit wieder alles in Butter ist und mit dem analytischen Tiefgang eines Fettflecks auf Wasser rumheulen, dass "die Rettung von Gaskonzernen überhaupt nicht nötig wäre", wenn der "Herr Habeck Russland nicht den Wirtschaftskrieg erklärt" hätte. Als ob das Verhalten der deutschen Regierung gegenüber dem Krieg in der Ukraine nicht nur ein Mosaikstein in einem ganzen Setzkasten aus ideologischem, "sozialem" Marktwirtschaftsmüll wäre, an den sogar selbsternannte Alternativen für Deutschland glauben!

Wie ideologisch verklatscht muss man sein, um ernsthaft nicht blicken so können, dass die Amour fou zwischen Staat und Profitwirtschaft dazu geführt hat, dass Menschen im viertreichsten (!) Land der Welt im Jahr 2022 ihre Gasrechnungen nicht mehr bezahlen können? Und während Einzelne aus SPD und Grüne über die Übergewinnsteuer nachdenken wollen, während sich der Kanzler dagegen ausspricht, stellt sich ein gelb lackierte Leierkasten vollkommen schambefreit hin und orgelt sein wirtschaftshöriges Freier-Markt-Mantra vor sich hin: Das Steuerrecht müsse "vor Willkür geschützt" werden. Arghhhh! Auge! Gabel! Aua! Hegemonie im Endstadium. Ja,was jetzt? Graut's euch vorm "Wut-Winter", oder wollt ihr weiterhin alles dafür tun, dass auch der allerletzte Hippie zum Hassbürger wird?

So einfach: Kritiker werden zu "Querdenkern" erklärt

Könnte man fast meinen, wenn man zufällig über aktuelles "Extra3"-Material stolpert, in dem sich überhaupt nicht mehr die Mühe gemacht wird, zwischen rechtem und progressivem Protest zu unterscheiden. Für "Extra3" ist Protest einfach rechts. Kein Witz, die NDR-Satiresendung hat Menschen, die sich über die Gasumlage aufregen, einfach als Rechte geframt: "Voll praktischer #Lifehack: wenn man sich nur doll genug über die solidarische #Gasumlage aufregt, kann man es bestimmt schaffen, die Wohnung nur mit seiner Wut-roten Rübe zu heizen und sich so den ganzen 2,4-Cent-Bums sparen!" AHAHAHAH, selten so gelacht – über Menschen in prekären Lebensverhältnissen! HAHAHAH, wie witzig: Wer Angst hat, im Kalten zu sitzen, ist ein Wutbürger, nein ein "Querdenker", nein ein Nazi! HAHAHAH. HIHIHI. Und schaut mal, was der dumme Alman auf dem Bild zum Post für einen lustigen roten Kopf hat unter seinem schwarz-rot-goldenen Fischerhut, HAHAHA. Meine Fresse: Wenn das Satire sein soll, braucht es wirklich keine Rechtsextremen mehr, um Leute aufzuhetzen.

Zwar kam drei Tage später ein Entschuldigungs-Tweet, der eine "beknackte Formulierung" eingestand. Das brachte "Extra3" jedoch nicht dazu, ein missglücktes Ulkvideo zu überdenken, das noch beknackter war: "Umschulung für Querdenker". In einer Maßnahme des Arbeitsamts sitzen lauter verklatschte Eso-Freaks, hasserfüllte "Querdenker" und Reichsbürger, die "vom Corona- zum Energiesparleugner" umgeschult werden. Nachdem sie nach Corona nicht mehr wussten, wohin mit ihrer Wut, haben sie jetzt wieder einen Kanal gefunden, in dem sie ihren Hass auf die "Energiesparlüge" ableiten können. Als ob das Framing von prekär lebenden Leuten als "Querdenker" nicht schon eklig genug wäre, nein, Extra3 verteidigt allen Ernstes die strunzdumme, passiv-aggressive Energiesparkampagne einer Waschlappenregierung, die die Ergebnisse einer menschenfeindliche, neoliberal-kapitalistischen Politik aufs Individuum abwälzt.

Linke müssen gefälligst zusammenfinden

Ja, es muss Protestes geben. Laute Proteste. Große Proteste. Ohne Querfront à la Wagenknecht. Die Sorge, mit "Querdenkern" und Schwurblern verwechselt zu werden, darf Linken nicht als Ausrede gelten, endlich gemeinsam den Arsch hochzubekommen! Es gilt, innerlinke Streits beiseite zu legen und zu realisieren, was passiert, wenn sich Linke weiterhin gegenseitig die Augen aushacken, weil irgendwer irgendwen mit dem falschen Neopronomen angesprochen oder nicht intersektional genug jegliche Diskriminierungsformen auf irgendeiner Demo-Rede mitgedacht hat: Seit 2015 werden Proteste gegen Regierungsentscheidungen als rechts wahrgenommen. Doch das ist keine Naturkonstante. Progressives Protest-Potential ist ja massig da! Fridays for Future! Die Letzte Generation! Black Lives Matter! Da muss es doch möglich sein zusammenzuarbeiten! Aber wenn Linke, wie aktuell auf Twitter geschehen, nicht aufhören, darüber zu streiten, ob es nun besser wäre montags oder freitags zu demonstrieren, und welcher Tag "verbrannt" ist "wegen den Rechten", statt endlich Banden zu bilden, dann können sie ihre Waschlappen im Winter mit Tränen auskochen.


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7 Kommentare verfügbar

  • yossarian
    am 30.08.2022
    Antworten
    Da isses wieder: "Ohne Querfront à la Wagenknecht. Die Sorge, mit "Querdenkern" und Schwurblern verwechselt zu werden, darf Linken nicht als Ausrede gelten, endlich gemeinsam den Arsch hochzubekommen!"
    Genau das passiert doch Wagenknecht u.a. immer wieder. Die Probleme, die von ihnen angesprochen…
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