Sie haben zum 70sten, zum 75sten und zu seinem 80sten Geburtstag musiziert, zum 100sten von Alfred Hausser am 27. August 2012 komponierte die Politfolk-Gruppe "Marbacher" sogar eigens einen Song: "Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg, dein lebenslanges Motto blieb" ist der Refrain. Eingeladen hatte zu dieser Ehrung die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten und Antifaschistinnen (VVN-BdA), deren Ehrenvorsitzender Hausser bis zu seinem Tod im Jahr 2003 gewesen war. Ein Mann, 1913 in einer Stuttgarter Arbeiter:innenfamilie geboren, der sich Zeit seines Lebens mit Herz und Hand gegen alte und neue Nazis engagierte und sich damit hohes Ansehen erwarb.
Nach seinem Schulabschluss begann Hausser 1928 eine Mechanikerlehre und wurde wie viele in der Weltwirtschaftskrise arbeitslos. Bereits zwei Jahre später, 1930, wurde er mit 17 Jahren Mitglied des Kommunistischen Jugendverbandes Deutschland (KJVD). Ab August 1934 arbeitete er unter dem Decknamen "Max" illegal für die verbotene KPD im Bezirk Chemnitz, Ende des Jahres wurde seine Gruppe wegen der Verteilung von Flugblättern gegen das Hitlerregime verhaftet. Dabei waren sie "verschärften Vernehmungen" ausgesetzt, wie die Folter im NS-Apparat umschrieben wurde. Hausser wurde vor dem Volksgerichtshof mit zehn weiteren Beschuldigten eines "hochverräterischen Unternehmens" angeklagt und als Rädelsführer zu einer 15-jährigen Zuchthausstrafe und zusätzlich der Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte und einer Polizeiaufsicht für zehn Jahre verurteilt. Während seiner Haftzeit im Zuchthaus in Ludwigsburg war Hausser scharfen Haftbedingungen wie Sprechverbot und Einzelhaft ausgesetzt. 1943 wurde er in die Haftanstalt Celle und 1945 ins Gefängnis nach Wolfenbüttel verlegt, wo er durch die US-Armee befreit wurde.
Bombenschneise bis zum Marktplatz
1945 kehrte Hausser nach Stuttgart zurück. "Am ersten Juli stand ich in der offenen Halle des Stuttgarter Hauptbahnhofs. 12 Jahre lagen seit meinem Weggang dazwischen. Von der Freitreppe war der Blick über die Ruinen und Trümmer hinweg frei bis zum Marktplatz. Dieses erschütternde Bild habe ich heute noch vor Augen", beschrieb Hausser später das Wiedersehen mit seiner Geburtsstadt.
3 Kommentare verfügbar
Bernhard Löffler
am 03.08.2023( www.diemarbacher.de )
An die Antifaschisten müsste insgesamt von offizieller Seite viel stärker erinnert werden, z.B. auch durch…