Die Hauptfigur war Ernst Schmidt. Von 1930 bis 1945 Geschäftsführer der "Breisgau-Milchzentrale" (BMZ), die 2010 in die Schwarzwaldmilch GmbH umgewandelt wurde. Der 1893 geborene Freiburger sorgte dafür, dass Adolf Hitler 1939 die BMZ als erste Firma in Südbaden zum "nationalsozialistischen Musterbetrieb" erhob. Sie war damals nicht nur die wohl modernste Molkerei Deutschlands, sie war auch ein Hort der SS, Hitlers brutaler Schutzstaffel. Und ihr Direktor Schmidt war SS-Obersturmführer.
Er war das wider Willen. So behauptete es Schmidt 1946 in seinem Entnazifizierungsverfahren. Im Jahr 1950 – Schmidt durfte nach einer Zwangspause wieder die Chefrolle in der Breisgaumilch übernehmen – präsentierte er sich vor dem Landgericht Freiburg auch als Judenfreund. Es ging damals um ein Grundstück der Freiburger Jüdin Hedwig Weil, das neben dem Firmengelände der BMZ lag und von dieser für eine mögliche Erweiterung benötigt wurde. Es war wohl Schmidt selbst, der die Witwe zu Hause aufsuchte und zum Verkauf drängte.
Ein gutes Geschäft mit der jüdischen Witwe
Mit Erfolg. Hedwig Weil verkaufte das Gelände für 3,50 RM pro Quadratmeter. Für die BMZ ein Schnäppchen. Die Stadt Freiburg, die ebenfalls ein Nachbargrundstück besaß, bekam damals 5 RM. Den Erlös von knapp 17.000 RM dürfte Hedwig Weil nie gesehen haben. Das Geld kam auch hier auf ein Sperrkonto, das sich das Deutsche Reich später unter den Nagel riss. Hedwig Weil wurde am 6. Dezember 1942 im KZ Theresienstadt umgebracht.
Doch der Grundstückskauf sollte für die Breisgaumilch noch ein Nachspiel haben. 1949 erhob Dr. Josef Rudolf Weil, der nach England geflohene Sohn, vor dem Landgericht Freiburg Klage auf Rückerstattung des Grundstücks. Wie bei vielen Juden, die nicht mehr ins Land der Mörder zurückkehren wollten, endete das Restitutionsverfahren am 26. Juli 1950 mit einem Vergleich: Die BMZ musste an Weil als Wiedergutmachung einen Betrag von 9.500 DM nachzahlen, damals ein erklecklicher Betrag.
Als Schmidt 1930 die Geschäftsführung der damals neu gegründeten "Breisgau-Milchzentrale" übernahm, hatte er, zuletzt als Inhaber einer eigenen Molkerei, schon Jahre der erbitterten Auseinandersetzungen zwischen den Milchbauern und ihrem Verband, Milchhändlern, der Stadt Freiburg und den Kunden durchgestanden. Als 1933 die NSDAP die Macht übernahm, verschärften sich die Konflikte, da nun auch die NS-Kreisbauernführer in der noch von der Stadt Freiburg dominierten "Breisgau-Milchzentrale" das Sagen hatten und vor allem die Leitung neu besetzen wollten. Um sich dagegen, auch gegen Demonstrationen und Drohungen, wehren zu können, trat Schmidt in die NSDAP ein, von der er, – so behauptete er 1946 – "weiter nichts wusste, als dass sie die Macht in Deutschland übernommen hatte".
3 Kommentare verfügbar
Rudolf Fois
am 19.07.2022Ihr seid so gute Menschen...ich Hoffe das bei euch jeder Mitarbeiter mit Boss Pulli nach Hause geschickt wird