Während ich diese Sätze schreibe, spricht die Türkei nicht nur über Waldbrände, sondern auch über einen brutalen Femizid. Die 21-jährige Journalismus-Studentin Azra Gülendam Haytaoğlu wurde von einem Mann vergewaltigt und ermordet. Er zerlegte die Leiche in fünf Teile, trug sie aus dem Haus und hat sie vergraben. Der Mörder hat Azras Kopf nach eigenen Angaben in einem verlassenen Grundstück weggeworfen. Als die junge Frau beerdigt wurde, war ihr Kopf noch nicht gefunden.
Ja, es ist schwer, so etwas zu lesen. Aber es ist ein Beispiel dafür, was passiert, seit die Türkei aus der Istanbul-Konvention ausgetreten ist.
Der Mörder ist Ingenieur, geschieden, er hat ein Kind. Er ist der Vorsitzende der Ingenieurskammer. Nicht ungebildet also ist er, nicht marginal. Er ist ein ganz normaler Mann. Als Azra am Abend nicht nach Hause kam, hat die Familie einen Suchaufruf über die Sozialen Medien gestartet. Verschiedene Frauenbewegungen gegen Femizide haben mit einer weiteren Kampagne versucht, Azra zu finden. Mehrmals haben sie die Polizei gedrängt, etwas zu unternehmen. Doch als Azras Familie am Donnerstag bei ihnen Azra als vermisst meldete, wurde ihnen nur gesagt: "Wir können erst am Montag ihr Handysignal orten".
Genau wegen dieses zögerlichen Verhaltens der Polizei flammte die Diskussion über den Austritt der Türkei aus der Istanbul-Konvention wieder auf. Wer schützt die türkischen Frauen vor Gewalt? Zahlreiche Frauengruppen gingen auf die Straße und riefen: "Dieser Staat ist aus der Istanbul-Konvention ausgetreten, während Frauen massakriert werden."
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