Es ist keine Marotte, wenn ich diese Zeilen mit einem Stetson auf dem Kopf schreibe, und schon gar keine Attitüde, weil mich in meiner Bude ja niemand sieht. Der weiche Wollhut, den ich für diese Kolumne gewählt habe, hilft beim Denken. Das Gedächtnis vieler Nationen, habe ich mal gelesen, beruhe auf Vergessen. Das persönliche Gedächtnis dagegen befinde sich in einem einzigen Kampf gegen das Vergessen. Ich behaupte: Ein Hut auf dem Kopf hält die Hirnspeicher intakt und konserviert die Dinge im Gedächtnis. Ein Hut hält Erinnerungen warm und schärft den Blick auf die Gegenwart. Das hat mit der besseren Durchblutung zu tun. Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker: Der Kopf an sich ist ein äußerst empfindliches, sehr schlecht isoliertes Körperteil, weshalb viele sorgsam darauf achten, auf keinen Fall ihr Hirn zu strapazieren.
Ich will mich in dieser Kolumne nicht der Kulturgeschichte des Herrenhuts widmen. Da hätte ich viel zu tun angesichts der Tatsache, dass seine größte Zeit ein Jahrhundert zurückliegt und er beim Einsteigen ins Auto stört. Ich sage auch ich nicht: My home is where I hang my hat. Es gibt ja kaum noch Hutständer. Ich erzähle von meinen eher zufälligen Begegnungen mit dem Hut, der bis heute recht häufig erwähnt, aber sträflich ignoriert wird. Dauernd kommen welche daher, denen, blabla, der Hut hochgeht, die einen alten Hut beklagen oder ihren Hut in den Ring werfen, obwohl sie nie einen getragen und erst recht keinen Ringstaub geschluckt haben.
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