Nix war's mit den frommen Wünschen in der Weihnachtskolumne, von wegen, dass es 2021 wenigstens mit "halbwegs rechten Dingen" beim VfB zugehen möge. Und so beginnt das neue Jahr, wie das Alte endete, nämlich mit dem Verein für Bewegungsspiele. Warum muss Thomas Hitzlsperger auch kurz vor Silvester den kompletten Verein anzünden und die komplette AG? Hat der komplett den Verstand verloren?
Konkret: Der angestellte Vorstandsvorsitzende der VfB AG, Thomas Hitzlsperger, startet am 30. Dezember überfallartig von seiner privaten Webseite aus eine Rufmordkampagne in Form eines offenen Briefes gegen seinen Aufsichtsratsvorsitzenden Claus Vogt, der gleichzeitig gewählter Präsident des Vereins VfB Stuttgart ist, der knapp 90 Prozent der Anteile an der AG hält. Hitzlsperger kündigt an, ebenfalls Präsident des Vereins werden zu wollen, wirft Vogt Versagen, Destruktion, Veruntreuung, Amtsanmaßung, Versäumnis, Kompetenzüberschreitung, Geklüngel, Verrat vor. Unter anderem.
Genau der Hitzlsperger, der nette Herr "Hitz", der vor wenigen Wochen noch den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland für sein soziales und gesellschaftliches Engagement verliehen bekam. Genau der Hitzlsperger, der von Vogts Vorgänger, einem gewissen Wolfgang Dietrich, als Berufsanfänger zum VfB geholt und im Eilverfahren bis in den Vorstand einer AG mit einem Jahresumsatz von über 150 Millionen Euro befördert wurde. Gegen Alleinherrscher Dietrich, dessen gesamter Lebenslauf vor lauter zweifelhaften Ereignissen nur so strotzt, der den VfB spaltete wie niemand zuvor, der während seiner Amtszeit sogar mit den sportlichen Gegnern des VfB geschäftlich verbandelt war, hat "Hitz" sich nicht mit einem offenen Brief zu Wort gemeldet.
Harter Konter gegen Bonn
Das tut er erst jetzt, gegen Claus Vogt, den so genannten "Fan-Präsidenten", einen unbescholtenen, gestandenen Familienunternehmer mit jahrzehntelanger Erfahrung, dessen Auftreten weithin gelobt wird. Der überhaupt nur Präsident wurde, weil sie bei der VfB AG, dort, wo der Kurs bestimmt, die Musik gespielt wird, weil sie dort also einen gesucht hatten, der den ehrenamtlichen Grüß-Gott-August macht. Der gut mit den Fans kann, ansonsten aber als Leichtgewicht gilt. Der ihnen nirgends dazwischen grätscht, der alles mitträgt, was sie so treiben. Zum Beispiel die widerrechtliche Weitergabe von Mitgliederdaten an externe Dienstleister. Und der, wenn man ihn irgendwann nicht mehr braucht, problemlos entsorgt werden kann. Wenn also der VfB Stuttgart wie die Bundesrepublik Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg auf Hauptstadtsuche ist, dann ist Claus Vogt quasi Bonn. Dachten sie sich bei der VfB AG.
Und jetzt, was hat er sich wohl gedacht bei seinem offenen Brief, der sympathische Thomas Hitzlsperger? Hat er sich von dunklen Strippenziehern aus dem Hintergrund überreden lassen: Thomas, Du musst das machen, Du musst auch den Präsidenten machen hier, der Cacau hat abgesagt, und sonst finden wir keinen, der gegen den Grinseclaus Chancen hätte, woher sollten wir auch wissen, dass der so eine Nervensäge ist mit seinen Nachfragen? Wir müssen den loswerden, sonst sind wir geliefert, sobald dieser Bericht der Kanzlei Esecon zu unserem Datenskandal an die Öffentlichkeit gerät. Du weißt doch, Thomas, wir haben das alle mitgetragen, der komplette Vorstand, das Präsidium, die meisten Aufsichtsräte. Und wenn der Vogt hier alles hochgehen lässt, dann hängst Du mit drin, Thomas, Du bist doch der Chef hier, der Vorstandsvorsitzende, Du bist verantwortlich. Also ist es Deine verdammte Pflicht, den nervigen Vogt kaltzustellen. Jetzt fass den halt mal richtig hart an, so öffentlich, dann tritt der doch nicht mehr an, der hat doch keine Eier. Gewählt wird am 18. März.
Selbst wenn das alles so gewesen sein sollte, und selbst wenn Thomas Hitzlsperger nach rasantem Aufstieg und Bundesverdienstkreuz und Liebling der Massen obendrein auch noch dem Größenwahn verfallen wäre – so reicht das immer noch nicht aus, diesen unsäglichen und möglicherweise auch justiziablen offenen Brief vom 30. Dezember ausreichend zu erklären. Haben sie noch mehr gegen "Hitz" in der Hand, die Porths, Jenners, Schrafts, Heims, Röttgermanns, Mutschlers, Gaisers, Erhards?
Schindluder? Größenwahn?
Müssen wir uns wirklich noch weiter in die Verschwörungstheorien hineinbegeben, uns fragen, ob mit den illegal herausgegebenen Mitgliederdaten möglicherweise sogar Schindluder getrieben wurde bei der großen Mitgliederversammlung am 1. Juni 2017, als nicht wie sonst üblich 3.000, sondern stolze 14.000 Mitglieder im Neckarstadion erschienen, um mit sagenhaften 84 Prozent für die Ausgliederung des Profifußballs in eine Aktiengesellschaft zu stimmen, oder, im damaligen Kampagnensprech, "Ja zum Erfolg" zu sagen, der im zweiten Abstieg der ersten und zweiten Mannschaft innerhalb kürzester Zeit mündete, nicht aber in personeller Erneuerung auf Funktionärsebene?
Nein, wir wollen hier keine weiteren Verschwörungstheorien aufstellen. Bleiben wir also beim Größenwahn eines Möchtegern-Machiavelli und beim Überredetwerden durch die Vertuscher und Intriganten aus seinem beruflichen und privaten Umfeld. Und bei der Angst der alten Seilschaften vor der Veröffentlichung des Berichts beziehungsweise der Berichte der Kanzlei Esecon. Und bei dem Vorhaben, die VfB AG komplett dem Einfluss des Vereins und seiner nervigen Mitglieder zu entziehen. Was die Inhalte des Briefes nicht weniger abstrus macht.
11 Kommentare verfügbar
Gaston
am 07.01.2021Wie Manipulation und…