
Eigentlich könnte man der Politik durchaus gratulieren. In Windeseile sind bundesweit rund 400 Impfzentren eingerichtet, allein 59 in Baden-Württemberg. Ganz schön sportlich, geradezu eine Höchstleistung. Applaus und Schulterklopfen. Man sieht: Es geht, wenn man nur will. Und wundert sich darüber, dass unser Bildungssystem seit Jahrzehnten auf vergleichbare Höchstleistungen warten muss, in der Breite nicht mal Durchschnittsleistungen genießen darf. Sporthallen, sanitäre Anlagen, Unterrichtsmaterialien, Ausstattung der Klassenräume – da sind die Zustände vielerorts eine einzige Schande für ein hoch entwickeltes Land. Da helfen keine noch so intensiven Weihnachtswünsche, das wird auch nicht im Sommer besser, wenn die Temperaturen steigen.
Wir wollen freilich trotzdem froh und munter sein über die Feiertage, so kontaktarm wie möglich. Denn nur wer Spaß hat, hat auch Resilienz. Wir wollen die Ruhe bewahren angesichts der lauten Impfgegner, die als Kind geimpft worden sind und deshalb alt genug werden konnten, um Impfgegner zu werden. Wir hoffen, dass das einigermaßen funktioniert mit den Impfungen. Weil wir weihnachtliche Wünsche haben. Für unsere Lieben, für unsere sonstigen Angelegenheiten – und für unseren Sport.
Könnte man nicht, um beim Thema zu bleiben, das Ende des schulischen Föderalismus ausrufen? Die Kultusministerien enteignen, die Schulen in die Verantwortung des Bundes geben – und die freiwerdenden beträchtlichen Mittel zur Sanierung der Sporthallen und für den Breitensport verwenden? Ein schöner Traum, und ein kurzer zumal. Denn gleich betritt Minister Scheuer die träumerische Szene, die Autobahnen, die Eisenbahn, die Maut, wieso sollte der Bund das besser machen? Vollends zum Albtraum wird die Sache mit der Erinnerung daran, dass der Kultusminister Baden-Württembergs ja schon früher gerne Präsident des VfB Stuttgart war – und wenn Frau Eisenmann, aufgrund Enteignung ohne Amt, dann womöglich noch an der Mercedesstraße kandidiert. Das wäre ein Ding.
Wenn nicht alle, so wünschen sich doch ganz arg viele, dass sie wieder in die Stadien, in die Hallen, auf die Plätze und Bahnen können. Wir wollen Sport machen, im Team gegen andere, mit den Kumpels nur zum Spaß, und wir wollen den anderen zuschauen. Unseren Kindern, unseren Freundinnen, unseren Stars. Fußball, Handball, Volleyball, Basketball, Rugby, Eishockey, Hockey, Tennis, Tischtennis, Floorball, irgendwann im neuen Jahr wollen wir da wieder hin.
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