Wie schön: Europaweit wird in diesen Wochen wieder die Straße als praktisches politisches Medium entdeckt. Nein, nicht von dir oder mir – für uns ist ja die Straße Alltag, wir haben ja sonst nüscht und nirgends viel zu melden. Plätze und Straßen sind immer schon der Ort der Wiederkehr und der Wiedertäufer – so wie für den Obdachlosen die Mülltonne oder für den Kettenraucher der Krebs. Doch jetzt entdeckt die andere Seite die Straße. Also die, die sonst nur mit Verachtung und einer Prise Toleranz auf Kundgebungen oder Demonstrationen bei uns reagieren – ausgenommen, es knallt mal richtig echt wie in Hamburg beim G 5 (oder war's G 20?) oder der Protest findet in Algier, China oder Venezuela statt.
Was für ein Spektakel dort: Hunderte von Lastwagen, Tausende Tonnen Überlebensmittel und Medikamente dürfen nicht rein ins Land, weil eine militaristische Junta dem selbsternannten neuen Machthaber Guido die Suppe und das Öl versalzen will. Möglich, dass die Transporte früher oder später nach New York umgeleitet werden, wo nach Angaben der Kommunisten und der Kirche Zehntausende Kinder an Hunger leiden (allerdings in der Regel Farbige). Viele von ihnen besuchen die Mülleimer statt die Schule und sind häufig – ein weltweites Phänomen – zudem Opfer von Ausbeutung und sexuellem Missbrauch.
In den Vereinigten Staaten werden jedes Jahr mehr als 700 000 Kinder Opfer von Gewalt und Misshandlung. Und klar: Kein Essen auf dem Tisch ist ja auch eine Form des Machtmissbrauchs, für den die Gesellschaft verantwortlich ist. Dazu kommen die vergessenen Opfer: Kindersoldaten, minderjährige Prostituierte, unterernährte Kinder; entführte Kinder, die oftmals Opfer des abscheulichen Handels mit menschlichen Organen werden oder zu Sklaven gemacht werden; die Kinder, die Opfer des Krieges sind; die Flüchtlingskinder – und so weiter.
Es ist viel Elend in der Welt, doch das meiste wird gern übersehen. Das meiste Elend ist aber "nicht in der Welt", also weit, weit weg, sondern direkt nebenan: Wer Missbrauch begeht, das heißt: Gewalt (körperlich, sexuell oder psychisch) anwendet, sind vor allem Eltern, Verwandte, die Partner von Kinderbräuten, Trainer und Erzieher, sagt Franziskus. Und fügt am 24. Februar hinzu: "Wenn in der Kirche auch nur ein Missbrauchsfall ausfindig gemacht worden wäre – was an sich schon eine Abscheulichkeit darstellt –, so würde dieser Fall mit der größten Ernsthaftigkeit angegangen."
Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter. <link https: www.youtube.com _blank external-link-new-window>Alle "Wettern"-Videos gibt es hier zum Nachgucken.
2 Kommentare verfügbar
Peter Meisel
am 06.03.2019Die taz zitiert Emmanuel Macron auf Seite 1 mit "dem letzten Schrei aus Paris" Auch die Financial Times zitiert ihn auf Seite 1:…