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Alles Verbrecher

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"Alles Verbrecher!", schimpfte meine Omi Glimbzsch aus Zittau gern und warf die schlechten Nachrichten in die Ecke. Als Junger Pionier wollte ich natürlich wissen, wer da genau gemeint war: Verbrecher interessierten mich von klein auf, aber ich bin mir bis heute unsicher. Nehmen wir den persischen Kriminellen Reza Pahlavi. Der olle Schah war sehr gern zugegen, wenn seine Folterknechte mit Küchengeräten politische Gegner zum Reden brachten. Aber ein Freund der deutschen Bundesregierung kann ja kein Verbrecher sein, sagt sich der Junge Pionier und schaut heute zu den befreundeten Terrorhelfern in Saudi-Arabien oder zum Waffenbruder Erdoğan. Der hat zwar eine sichere Mehrheit, aber kein sicheres Land mehr. Der türkische Teppich- und Immobilienhändler (Rassismus pur!) weiß, dass man nicht alles haben kann, jedenfalls nicht auf einmal.

Der Rotchinese wiederum schnappt jenseits des großen Wassers dem Trump(el)-Präsidenten die besten Äcker Afrikas vor der Nase weg! Unerhört, ungelesen! Also, Leute: Beim neuen Agrarkapitalismus geht's ja nicht nur darum, den Leuten zu Hause die Ernten aus der Fremde zu sichern. Die freie Welt von morgen braucht vor allem Rohstoffe, Infrastruktur und Landeplätze für schnelle Eingreiftruppen. In den besoffen gemachten Dörfern diskutieren abends Befürworter und Gegnerinnen von Zukunftsprojekten fröhlich das Pro und Contra von Landnahme, Profit und Umweltzerstörung, während sich die weißen oder gelben Männer tagsüber die schwarzen Minister gekauft haben und die Strippen ziehen. Alles längst beschlossen, alles streng geheim, alles wird gut, wie bei CETA und TTIP.

Blut-und-Boden-bald-Präsident Donald Trump verspricht dieser Tage den Nordamerikanern (außer den Rothäuten in Nord-Dakota) bessere Zeiten, mexikanische Mauern und seine harte Hand. Die kann belohnen oder bestrafen. Während wir längst und aus eigener Erfahrung wissen, dass Wahlversprechen auf keinen Fall ernst genommen werden dürfen, ahnen wir gruselnd, dass Trump tun wird, was er versprochen hat. Verkehrte Welt! Alles ist unsicher in diesen Zeiten, nur das Polareis weiß, was zu tun ist: Schmelzen, schmelzen, schmelzen – bis das Wasser die Oberkante der Unterlippe erreicht.

 

Peter Grohmann ist Kabarettist und Initiator des Bürgerprojekts Die AnStifter.


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3 Kommentare verfügbar

  • Jue.So Jürgen Sojka
    am 20.12.2016
    Antworten
    Dienstag am frühen Morgen - seit Jahren sind die Seniorinnen und Senioren für den Erhalt des Kopfbahnhof und der Parkanlagen¹ schön früh auf den Beinen. Bei jedem Wetter wachen und mahnen sie, mit ihren Bannern und Plakaten beim Hauptbahnhof!

    Solange jene, die sich weigern sich selbst zuzuhören²,…
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