Es ist eine sehr demokratische Bildungsform. Und Bildung ist wiederum eine der Säulen, die unsere Demokratie schützen. Das Studium Generale steht offen für alle Menschen – ob jung, alt, arm, reich. Und es ist egal, welchen Bildungsabschluss sie haben. Die Teilnahme ist kostenlos, man muss an der Hochschule nicht eingeschrieben sein. Die Hürde ist niedrig: mit zwei Klicks online anmelden – fertig. Andererseits dient das Studium Generale natürlich auch dazu, den Studierenden unserer Hochschule die Möglichkeit zu bieten, mal über den Tellerrand ihres Fachs zu blicken. Bei allen Veranstaltungen, die wir anbieten, ist es mir sehr wichtig, dass am Ende immer noch genug Raum ist für den Diskurs, für den Dialog, den Austausch.
Sie sind seit März 2023 Managerin des Studium Generale an der Hochschule Esslingen. Wie kamen Sie zu diesem Job?
Die Schwerpunkte unserer Hochschule liegen ja auf Technik, Wirtschaft, Informatik und Sozial- und Pflegewissenschaften. Da bin ich als Geisteswissenschaftlerin so ein bisschen der Kolibri, der einen ganz anderen Blick auf die Dinge mitbringt. Ich habe Geschichte und Philosophie studiert, dann war ich als Historikerin zunächst in Stuttgart am Haus der Geschichte Baden-Württemberg tätig und habe am Aufbau der Stauffenberg-Erinnerungsstätte mitgearbeitet. Danach war ich in der Filmbranche unter anderem Regieassistentin. Die Arbeit an der Esslinger Hochschule ist ideal für mich, weil ich hier sehr viele meiner Berufserfahrungen in größeren Kontexten miteinander kombinieren kann.
Was sind die Themen, die in der vierteiligen Reihe "Demokratie!" verhandelt werden?
Wir starten am 18. November mit dem Vortrag "Keine Demokratie ohne Pressefreiheit! Zur Lage der Pressefreiheit weltweit". Eingeladen habe ich die junge Journalistin Katharina Victoria Weiß. Sie ist Pressereferentin der "Reporter ohne Grenzen", die sich weltweit für die Pressefreiheit, gegen Zensur und für Journalist:innen, die aus politischen Gründen inhaftiert wurden, einsetzen. Als ich das letzte Mal mit Weiß telefonierte, war sie gerade in Polen, wo die Regierung jetzt ja glücklicherweise wieder demokratischer ist. Sie war dort mit "Reporter ohne Grenzen", um an der Wiederherstellung der Pressefreiheit mitzuarbeiten. Sie erzählte, wie schockierend es sei, dort mit den Folgen von acht Jahren rechter Regierung konfrontiert zu werden: wie viel in so kurzer Zeit kaputt gemacht worden sei an Pressefreiheit. Pressefreiheit ist ja der Gradmesser für Menschenrechte, die Basis jeder Demokratie. Wenn keine freie Berichterstattung mehr möglich ist, erfährt die Öffentlichkeit auch nichts mehr über Machtmissbrauch und Korruption.
Am 3. Dezember geht es dann weiter mit dem 75. Geburtstag des deutschen Grundgesetzes.
Das deutsche Grundgesetz ist einer der stabilsten und wichtigsten Verfassungstexte der Welt. Es gibt genügend Länder, die sich nach diesem Grundgesetz richten, wenn sie ihre Verfassung aufbauen. Aber wer weiß das schon? Und wer hat es überhaupt schon mal ganz gelesen? In seinem Vortrag wird der Rechtsanwalt Peter Neumann, Mitglied des Kuratoriums "Mehr Demokratie" und Lehrbeauftragter an unserer Hochschule, einen juristischen Blick auf das Grundgesetz werfen, mal in die Zeit der Mütter und Väter dieses Verfassungstextes zurückgehen und fragen, ob und wie das Grundgesetz den heutigen Problemen standhalten kann.
2 Kommentare verfügbar
Peter Lenk
vor 3 WochenUnter diesem Deckmäntelchen wird in sozialen Medien, bei etablierten Zeitungen, bei Managern und Politikern gelogen, wie nie zuvor, und immer mehr Leute fallen darauf rein.
(Kretschmann zynisch zu S21: "In einer Demokratie entscheidet nicht die…