Die Stadt Stuttgart warnt schon mal vor: "Bitte haben Sie Verständnis für evtl. Behinderungen" kündigt sie auf Tafeln in der Augustenstraße den "Superblock West" an. Falls das Lust machen soll auf den Verkehrsversuch, bleibt noch viel Luft nach oben. Ein kleines Plakat der Grünen versucht es so: "Neue Bäume, gute Luft, nette Leute". Klingt schon besser. "Quartiere mit wenig Verkehr fördern die Lebensqualität", heißt es weiter, "um die Augustenstraße herum entsteht ein solches Quartier".
Seit Februar tut sich was in der Augustenstraße und in Querstraßen, auch in der Hermannstraße, wo die Kontext-Redaktion ihren Sitz hat. Große, quadratische Kästen in tristem Grau hat die Stadt aufgestellt für Bäume, die aus den Straßen noch nicht gleich Alleen machen. Aber wenigstens temporär schon mal zeigen, wie es sich anfühlt, wenn sich die Steinwüste ein wenig belebt. Langsam, von Woche zu Woche, ändert sich das Bild. Inzwischen haben die dünnen Besenstiele schon ein paar grüne Blätter.
Doch sonst wird es bunt. Als die ersten Flächen türkis eingefärbt sind, zeigen die Autofahrer noch Respekt und parken nach Möglichkeit nicht darauf. Eine Woche später hat sich offenbar herumgesprochen, dass es keine Knöllchen gibt – und alle türkisen Straßenrandbereiche sind zugeparkt. Nur Stadtmobil ist noch nicht da. Auf den Feldern, die an zwei Stellen in der Augustenstraße für den Carsharinganbieter reserviert sind, stehen noch keine Fahrzeuge.
Irgendwann ist Schluss mit lustig
Aber was ist das: Diagonal, mal in der einen, mal in der anderen Richtung, sind je zwei Straßenecken an jeder Kreuzung durch türkise Flächen verbunden. Ein Fahrradweg kann das nicht sein. Nein, umgekehrt: Es sind die asphaltgrauen Restflächen, die anzeigen, wo man noch fahren darf und zwar mit dem Auto: um die Ecke nämlich, nicht mehr geradeaus durch den ganzen Block. Wer genau hinsieht, erkennt: Da sind bereits Poller eingelassen. Irgendwann ist Schluss mit lustig, die Poller fahren hoch, und wer dann noch mit dem Auto in den Superblock einfährt, muss an der nächsten Ecke wieder hinaus.
Aber wo soll ich denn dann mein Auto hinstellen? Wer sich darüber Sorgen macht, kann entweder auf der Seite "Stuttgart meine Stadt" in den Frequently Asked Questions nachsehen. Oder am 29. April, um 19.30 Uhr zur Kontext-Diskussion ins Merlin kommen und Baubürgermeister Peter Pätzold löchern. Er sagt, er freue sich schon darauf. Neben ihm sitzen Architektin und Stadtplanerin Raquel Jaureguizar, die Superblock-Pionier Barcelona kennt und zur Zeit Projektleiterin der IBA 27 ist, Anwohner und Architekt Martin Schick sowie Geschäftsführerin Annette Loers vom Merlin als Vertreterin der Anwohnerinitiative zusammen mit Moderator Stefan Siller.
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