Ihr Büro im Stadthaus in Pfungstadt ist definitiv zu klein für ein Gespräch samt Fotografen. Zu viele Bücher, zu viel Spielzeug, zu viele gelagerte Plakate. Hier arbeitet die 44-Jährige als Integrationsbeauftragte. Also ab in den Konferenzsaal, was sich als gut gewählt erweist, weil Halima Gutale sehr lebendig und präsent ist. Mit klaren Worten, denen ihre Hände Flügel verleihen. Sie freut sich über eine Einladung ins Kanzleramt zum Internationalen Frauentag, wo der Dreiklang Frauen – Flucht – Diaspora auf der Tagesordnung steht. Das ist nicht nur ihr Thema. Das ist auch ihre ganz persönliche Geschichte.
Frau Gutale, mit welcher Erwartung sind Sie nach Berlin gereist? Gibt es etwas, das Sie unbedingt loswerden wollten?
Ich gehe nie mit einer Erwartung irgendwohin. Ich gehe einfach hin und reagiere. Es ist doch wunderbar, dass endlich mal jemand mit dieser weiten Perspektive auf den Internationalen Frauentag schaut. Frauen mit Fluchtgeschichte wie ich standen bisher wenig im Fokus dieses Tages. Wir dürfen gerne leckeres Essen mitbringen, damit der Tisch multikulti gedeckt ist, in der Rolle sieht man uns gerne. Aber Feminismus ist nicht nur weiß, christlich und wohlhabend. Ich bin Feministin, aber ich habe einen somalischen Hintergrund, eine Fluchtgeschichte und eine neue und eine alte Heimat. Und damit bin ich nicht die einzige Frau in Deutschland. Das war so motivierend und beeindruckend, wie viele internationale Frauen im Kanzleramt waren.
Ist der 8. März in Deutschland also verengt auf einen kleinen Ausschnitt der Welt? Oder gar routiniert erstarrt und damit überflüssig?
Die Welt kämpferischer Frauen ist jedenfalls vielfältiger, als Alice Schwarzer das denkt. Ich kritisiere die Integrationsmöglichkeiten innerhalb dieser feministischen Gruppe. Der Kampf um Frauenrechte braucht verschiedene Perspektiven. Ich komme aus Somalia, ich weiß, was FGM ...
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