Beeindruckend sind die Bilder aus der ganzen Republik: Hunderttausende waren in den vergangenen Wochen auf den Straßen, um ein Zeichen gegen Rechtsextremismus zu setzen. Neben den großen Metropolen bewegt sich auch viel in den kleineren Städten und Gemeinden. Allein in Baden-Württemberg gab es am vergangenen Wochenende dutzende Aktionen, vom Pulse of Europe in Stuttgart, bis Isny im Allgäu. Viele, die schon lange aktiv sind, damit Rassismus und Menschenhass nicht unwidersprochen bleiben, freuen sich über neue Gesichter: etwa weil nun auch Turnvereine oder Theatergruppen die Kundgebungen unterstützen und aufrufen, sich einzubringen.
In Biberach zum Beispiel habe es schon in der Vergangenheit Demos gegen rechts gegeben, erzählt Walter Scharch vom Stadtjugendring. "Da kamen dann vielleicht so 500 Menschen, wenn es gut lief." Jetzt freut er sich: "Die, die damals dabei waren, sind jetzt wieder gekommen, und noch viele mehr frisch dazu." Angemeldet hatte er 600 Teilnehmende, es wurden um die 3.000 – bei knapp 35.000 Einwohner:innen. Scharch selbst war schon auf vielen Kundgebungen unterwegs. Doch die am vergangenen Wochenende war die erste, die er selbst initiiert hat, zusammen mit Simon Özkeles vom SPD-Kreisverband.
Erwünscht waren alle, die sich zu Demokratie und Menschenrechten bekennen, sagt Scharch. Neben Zivilgesellschaft, Kultur und Kirche waren Parteien von CDU bis zur Linken vertreten. "Diese Breite ist ein Novum für Biberach", meint er – und sehr wichtig, denn Zersplitterung sei aktuell das letzte, was sich Engagierte angesichts des Rechtsrucks leisten dürften.
Doch nicht überall ist der Schulterschluss so groß wie in Biberach. In Lahr etwa hat sich die CDU-Fraktion von einer geplanten Demo gegen Rechtsextremismus distanziert, weil sie nichts von Mitläufertum halte. Anderorts gibt es Bedenken, dass manche Bündnispartner vielleicht zu links sein könnten. Insgesamt aber ist das Spektrum bemerkenswert, aus dem heraus aktuell Aktionen angestoßen werden: vom Agentur-Unternehmer in Esslingen bis zur Organisierten Autonomie Stuttgart/Nürnberg.
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Lasse Machen
am 07.02.2024