Es sollte der perfekte Fußballabend werden. Erstes Heimspiel, das Stadion erstrahlt im Schalker Königsblau, mitreißende Sprechgesänge und ein 3:0 Sieg am Ende dieser Partie Anfang August 2023 gegen den 1. FC Kaiserslautern. Eine Mutter und ihre achtjährige Tochter – zwei große Schalke-Fans – stehen in der Nordkurve der Veltins-Arena in Gelsenkirchen zwischen Tausenden anderen Schalker:innen. Doch der perfekte Fußballabend schlägt für die beiden schnell ins Gegenteil um: Rassistische Äußerungen aufgrund ihrer schwarzen Hautfarbe fliegen ihnen um die Ohren. Bald fliegen nicht mehr nur Worte, sondern auch Becher von umstehenden Fans, auch auf das kleine Mädchen.
Die beiden melden den Fall, die Schalker Fan-Initiative rekonstruiert ihn, lässt sich die Becher beschreiben, die sich äußerlich je nach Stadionbereich unterscheiden, erzählt Susanne Franke von der Initiative. Und schlussendlich stellt sie mit ihren Kolleg:innen fest: "Dieser jüngste ekelerregende Fall von Rassismus kam nicht von den Ultras aus der Kurve, sondern aus der Loge." Also von den teuersten Plätzen im Stadion.
Franke sitzt auf der Bühne des Cannstatter Jugendhauses Cann, als sie von dem Vorfall erzählt. Neben ihr sitzen der Journalist und Autor Christoph Ruf und der Ex-Nazi Felix Benneckenstein. Etwa einmal monatlich lädt das Stuttgarter "Netzwerk gegen Rechts" zu Veranstaltungen ein. An diesem Abend Mitte Januar gemeinsam mit den Fanprojekten vom VfB Stuttgart und den Stuttgarter Kickers, um mit den drei Expert:innen auf der Bühne über Nazis in den Fußballstadien zu diskutieren. Moderator Bernd Sautter hängt an Frankes Schilderungen sofort die Frage an: "Wird das Problem auf die Kurve verlagert?"
1 Kommentar verfügbar
Hans Winkler
am 02.02.2024Was sehr spannend zu erfahren wäre, wie stark Rechtsextreme beim VfB noch vertreten sind. Die beiden großen Ultra Gruppierungen Commando Cannstatt und Schwabensturm sind diesbezüglich, soweit ich weiß, noch nie negativ aufgefallen.
Nun ist es aber so…