In der Europa League gewann der SC Freiburg vergangenen Donnerstagabend, 29. September, das Heimspiel gegen den FC Nantes mit 2:0. Auch die Geschehnisse abseits der Partie waren interessant. Wenig gastlich gegenüber den angereisten Fans aus Frankreich verhielt sich der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga. Die Freiburger Polizei hatte sich mit der Bitte an ihn gewandt, Informationen zu Buchungsanfragen von französischen Gästegruppen bereitzustellen. Die Freiburger Zweigstelle leitete das Ansinnen dann auch gleich an die Mitgliederbetriebe weiter. Damit mache sich Dehoga zum Handlanger der Polizei, kommentierte die Freiburger Fangruppierung Corrillo Ultras, die zuerst auf das Thema aufmerksam machte.
Warum die Aufregung? Bei der Freiburger Polizei klingt alles recht unspektakulär. Die Anfrage zu den Daten diene "der Informationsgewinnung und Bewertung der polizeilichen Lage". Je nach Gruppengröße könnten "polizeiliche Maßnahmen erforderlich sein, wie zum Beispiel die Durchführung, Unterstützung und Ausgestaltung eines geschlossenen Fanmarsches oder Objektschutzmaßnahmen zum Schutz der Gäste vor Eskalationen mit rivalisierenden Fan-Gruppierungen usw.".
Dass es rund um Fußballspiele immer wieder zu Gewaltausbrüchen kommt, ist nicht von der Hand zu weisen. Mitte September beschossen sich beim Euroleague-Spiel in Marseille dortige Anhänger und Fans von Eintracht Frankfurt mit Raketen, mindestens eine Person wurde schwer verletzt. Kurz zuvor hatte es beim Conference-League-Spiel zwischen dem OGC Nizza und dem FC Köln ebenfalls Ausschreitungen gegeben. Dabei stürzte eine Person aus fünf Meter Höhe.
Martin Endemann von den Football Supporters Europe, einer europaweiten Fußballfanorganisation, die Mitglieder in insgesamt 55 UEFA-Ländern und auch in Nantes hat, findet dennoch klare Worte: "Für uns ist das Verhalten der Freiburger Polizei und des Dehoga skandalös. (…) 2.000 Gästefans werden kriminalisiert und von vornherein als potenzielle Gewalttäter angesehen." Er ist der Freiburger Fanszene dankbar, dass sie den Vorgang öffentlich gemacht hat.
Die polizeiliche Pressemitteilung nach dem Spiel klingt letztlich nicht besonders spektakulär: "Schätzungsweise 2.000 Gästefans versammelten sich ab circa 17.30 Uhr auf dem Karlsplatz, um gemeinsam zum Stadion zu laufen. Die Polizei begleitete den Aufzug, der ohne besondere Zwischenfälle das Europa-Park-Stadion erreichte."
Bei der vorangegangenen Pressemeldung könnte man dafür den Eindruck gewinnen, dass die Polizei ihr Vorgehen gegenüber den französischen Gästen begründen wollte. "Am Vortag, Mittwochabend, 5.10.2022, kam es in der Freiburger Innenstadt zu einer Auseinandersetzung zwischen mehreren Fußballfans des SC Freiburg und des FC Nantes", heißt es. "Hierbei soll es auch zu Flaschenwürfen gekommen sein." Und sogar die Hotels kommen ins Spiel: "Im weiteren Verlauf der Nacht ist es in einem Hotel in Freiburg zu mehreren Sachbeschädigungen durch französische Fußballfans und Streitigkeiten mit dem Hotelpersonal gekommen."
Zweifel an der Rechtsgrundlage
War die Datenanfrage der Polizei gegenüber dem Hotel- und Gaststättenverband also gerechtfertigt? Die Freiburger Rechtsanwältin Angela Furmaniak ist Gründungsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Fananwälte, einer Vereinigung, die sich für die Interessen von Fußballfans einsetzt. Sie hält die Methode der Polizei für höchst problematisch und zweifelt an der Rechtsgrundlage. Zur Weiterleitung der Polizeiaufforderung durch den Verband erklärt sie: "Ich finde es beschämend, dass der Dehoga völlig unkritisch und obrigkeitshörig auf die Aufforderung der Polizei eingegangen ist." Warum hat der Verband so gehandelt? "Es war das Ziel, zu einem sicheren und harmonischen Sportereignis beizutragen", erklärt Daniel Ohl, Pressesprecher des Dehoga Baden-Württemberg. Anwältin Furmaniak entgegnet, die polizeiliche Aufforderung zur Datenweitergabe grenze an einen Aufruf zum vorsätzlichen Rechtsbruch.
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SSV Ulm 1846 Fans
am 13.10.2022Ein durch und durch dubioser Clan, die deutsche Polizei.