Vertrauen seitens Politik und Stadtverwaltung musste die junge Gruppe erst erwerben. "Wir hatten nichts vorzuweisen: keine Reputation, kein Geld, keine Fachkompetenz." Dazu kam Argwohn aufgrund der Entwicklung des alten CA, das manche etablierte Heidelberger Kreise als Nest von umtriebigen Linken und Spontis in Erinnerung hatten.
"Geholfen hat uns unsere Hartnäckigkeit", sagt Meier. Der Abzug der amerikanischen Streitkräfte aus Heidelberg 2013 kam den hochfliegenden Plänen entgegen. Die Aktiven tingelten durch den Gemeinderat, besichtigten mit der Stadtverwaltung verschiedene US-Konversionsflächen und beteiligten sich an Bürgerformaten. Eine große Hilfe war auch, dass es das Projekt beim ersten Aufruf in die Internationale Bauausstellung (IBA) Heidelberg schaffte.
Doch wie sollten die Ideen finanziert werden? Das Angebot eines Investors, den Bau zu übernehmen und ihn anschließend zu verpachten, schlug die Projektgruppe aus. Auch aufgrund der Erfahrungen des alten CA. "Der Bau muss uns gehören oder in freier Trägerschaft sein, sonst kann man ihn uns wieder wegnehmen", beschreibt Meier die Haltung der Gruppe.
Mühsam warben die Mitglieder Direktkredite ein, Geldbeträge, die dem Projekt ohne den Umweg über eine Bank geliehen werden – beim Mietshäuser-Sydikat ein wichtiger Baustein der Finanzierung. Doch: Wer gibt die ersten paar tausend Euro? "Wir haben ganz viele Leute angesprochen: Verwandte, Freunde, Bekannte", erzählt Meier. Insgesamt sind 2,8 Millionen Euro an nachrangigen Darlehen und Spenden zusammengekommen. Nochmal so viel steuerten Bund, Land und Stadt aus Fördertöpfen bei. "Ob Politik, Stadtverwaltung oder Direktkreditgebende – es war unglaublich viel Vertrauen da", berichtet sie. Die Leute hätten einfach gesagt: "Macht mal."
Die Gesamtkosten für den Neubau summieren sich auf rund 21 Millionen Euro. Wegen Baukostensteigerungen werden akut noch rund 300.000 Euro Direktkredite für den Neubau gebraucht. Und auch die Sanierung des Altbaus will weiter finanziert werden.
Zu viele Debatten machen auch keinen Spaß
Nebenbei haben die Mitglieder der Projektgruppe eine Art Fortbildung in Projektmanagement Bau durchlaufen und viel fürs Leben gelernt. Zum Beispiel Teamarbeit und Gruppenprozesse aushalten. Sie hätten "unendlich lange über Stromkabel diskutiert", bis sie sich für die teurere halogenfreie Ausführung entschieden, die im Brandfall weniger Schadstoffe freisetzt, erzählt Meier schmunzelnd. Dass die 33-Jährige nicht mit den Studis und Azubis einziehen will, hat auch mit den Mühen der Selbstverwaltung zu tun. "Ich habe manche Dinge genug diskutiert."
1 Kommentar verfügbar
gerhard manthey
am 23.12.2022Diese hervorragende Initiative und Arbeit von einer kleinen Gruppe von Menschen für dieses Wohnprojekt beweist anschaulich, wie notwendig es wäre, solche aus der demokratischen Kontrolle geratenen Vermietungsmoloche wie die SWSG ( 19 000 Wohnungen in Stuttgart)…