Ausweislich der Homepage der CDU-Landtagsfraktion ist Claudia Martin ihre Sprecherin für Behindertenpolitik. Da passt es doch bestens, dass sie bei Podiumsdiskussionen aushelfen kann, wenn es um ein ganz anderes Thema, nämlich die Gleichstellung von Frauen, geht – und sich sonst niemand von den AbgeordnetenkollegInnen mit solchen Nebensächlichkeiten abgeben will. Doch jetzt wurde aus unsensibel geschmacklos. Denn die Fraktionsführung schickte die 40-Jährige vor wenigen Tagen an das Mikrophon des Landtags zu TOP 2, der den Aktionsplan und die Zukunftsperspektiven für Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender zum Thema hat.
Schon ihrer offiziellen Funktion wegen hätte Martin diese Rede nicht halten dürfen. Erst recht aber angesichts ihrer AfD-Herkunft. Die gebürtige Sächsin, gewählt im Wahlkreis Wiesloch mit überdurchschnittlichen fast 19 Prozent, war in den Landtagswahlkampf 2016 gezogen mit einem Wahlprogramm voll haarsträubender Behauptungen. Etwa: "Wir wenden uns entschieden gegen die volkserzieherische Überhöhung von nicht heterosexuellen Menschen und gegen die Dekonstruktion der Familie." Oder: "Die Ideologie des Gender Mainstreaming behauptet, dass das Geschlecht nur als soziales Konstrukt zu betrachten sei." Oder: "Mit dem Aktionsplan soll die pseudo-wissenschaftliche Gender-Ideologie durchgesetzt werden unter dem Deckmantel grundsätzlich positiver Werte wie Toleranz, Antidiskriminierung, Vielfalt und Gleichberechtigung, die zu Kampfbegriffen umdefiniert werden."
CDU-Grüße an die homophobe "Demo für alle"
Eingetreten war Martin in die "Alternative für Deutschland" nach eigenen Angaben ausgerechnet vor lauter Ärger über kinder-, jugend-, familien- und bildungspolitische Positionen von Grünen und SPD. Öffentlich distanziert hat sie sich nie von den untergriffigen AfD-Absurditäten zu LSBTTIQ. Auch das wirft ein Schlaglicht auf den CDU-Umgang mit dem gesellschaftlichen Wandel. Denn einen der peinlichen AfD-Sätze würden viele Schwarze liebend gern unterschreiben, um das in den Augen noch immer viel zu vieler lästige Thema vom Fuß zu haben: "Nirgendwo gibt es heute noch nennenswerte Diskriminierung Homosexueller und anderer sexueller Minderheiten – und das ist gut so."
0 Kommentare verfügbar
Schreiben Sie den ersten Kommentar!