Lassen sie uns nach vorne gucken ...
Au ja.
... wie die Welt für Nutztiere und Lebensmittel und für Menschen, die Lebensmittel zu sich nehmen, für uns alle, besser werden kann. Es ist klar, wir müssen bei den Kindern anfangen. In der Schule schon mal lehren, wie ein Lebensmittel wirklich schmecken kann, und dass Selberkochen sich eher lohnt, als Fertigsachen zu kaufen.
Es ist sogar billiger!
Es ist billiger ...
Und besser!
Es ist billiger und schmackhafter, und es nützt der Natur und der Umwelt. Dazu brauchen wir vielleicht ein bisschen Unterstützung von der Politik, die nicht nur auf Freiwilligkeit setzt, sondern Vorgaben macht. Oder sehe ich das falsch?
Nein, natürlich nicht. Wir haben ja gerade die Diskussion mit den Handelsbeziehungen und der Nachhaltigkeit bei Klamottenhäusern. Wenn da jetzt Dinge durchgesetzt werden, kann das sogar ein Label sein, unter dem man mehr verlangen kann. Aber es ist schmerzhaft. Es ist einfacher, ausgetretene Wege zu gehen. Auch die Textilindustrie hatte die Möglichkeit, etwas zu verändern. Aber nur ganz wenige haben das gemacht.
Weil sie nicht müssen.
Ja. Jetzt jaulen wieder alle. Die sollen das mal positiv sehen. Die können irgendwann sagen, hier, unsere Sachen, da habt ihr eine Garantie dafür. Und das müssten wir genauso mit der Landwirtschaft machen. Wir haben Gott sei Dank eine Demokratie, aber das ist eine langsame Bewegung. Da müssen wir dranbleiben, den Politkern in den Hintern treten und den Mund aufmachen.
Apropos Politikern in den Hintern treten. Eine spezielle Politikerin hat bei Ihnen auch mal gegessen und einen wichtigen Gast mitgebracht. Dürfen Sie das einfach so erzählen?
Ja. Mir hat niemand gesagt, dass ich das nicht darf.
Also: Wladimir Putin kam ein paar Stunden zu spät. Wie lange hat Frau Merkel auf ihn warten müssen?
Der kommt ja immer zu spät, aber da kam er wirklich sehr, sehr viel zu spät.
Und Frau Merkel hat zu Ihnen gesagt, wenn das so weitergeht ...
Ehrlich gesagt war sie stinksauer. Das Ding ist ja schon ewig her! Aber was für mich am schlimmsten war: Beinahe wäre das Essen abgesagt worden! Weil Merkel gesagt hat, der Putin soll von mir aus auf dem Zimmer essen, mit sich alleine, wenn er so spät kommt. Und dann kam drei Stunden, bevor er gelandet ist, raus, dass er nicht mit Absicht zu spät kam, sondern weil in Moskau Schneesturm war und die Hubschrauberpiloten sich geweigert haben, bei Schneesturm zu fliegen. Ihr Team weiß ja, dass sie sauer wird, wenn sie länger als sechs oder sieben Minuten warten muss. Also haben wir sie mit ihrer Kolonne erstmal durch den ganzen Rheingau gejagt. Und sie dann noch bis Geisenheim geschickt, also nochmal acht Kilometer weiter. In Geisenheim gibt es einen Kreisel, da merkt keiner, dass man umdrehen muss ... Der Stab, den sie hat, war schon geschickt. Dann kam sie endlich und hat allen die Hand gegeben, bis hin zum Spüler. Und sie hat gesagt, Herr Keller, ich bin extra in einen normalen Laden gegangen. Da war ich ganz stolz. Und dann hieß es plötzlich: In zwei Minuten fährt er vor. Sie zieht ihr Sacko zurecht, guckt mich an und sagt, wortwörtlich: "Wenn der mit mir Russisch spricht, dann möchte ich in zwei Stunden wieder ins Auto steigen." Da hab' ich gedacht, hui, das wird ein netter Abend.
Hat Putin Russisch gesprochen?
Er hat Deutsch gesprochen. Und dann kamen sie. Journalisten waren dabei, Fotografen, alle mit strengen Gesichtern. Da war ja so eine Krise, weil die Amis Raketen bis nach Polen vor die Nase der Russen gesetzt haben, das war der Grund, warum man sich getroffen hat. Der offizielle Grund war, dass eine orthodoxe Kapelle in Wiesbaden eingeweiht wurde, das hat man vorgeschoben. Dann kam er rein, setzte sich und sagte: "Angela, tut mir leid, du weißt, warum ich zu spät bin." Da hat sie gestrahlt, und der Abend lief wunderbar.
Stimmt es denn, dass sie Putin noch ein Dessert aufgedrängt hat, damit sie selber was naschen konnte?
Genau! Wir wussten, sie isst nur Käse, warum auch immer. Ihr Personal hat gesagt, nein, gar nichts Süßes anbieten, gleich Käse servieren. Wir hatten sechs tolle Desserts gemacht in kleinen Portionen, die hat Herr Putin alle weggeputzt. Und dann winkt sie mir und sagt: "Wladimir möchte noch ein Dessert." Wir haben noch eins serviert, aber Putin konnte nicht mehr. Und dann hat sie einen Löffel genommen und sein Dessert gegessen. Am Schluss waren sie fast fünf Stunden da.
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Thomas Obermüller
am 24.07.2020