David gegen Goliath, meinten viele, als Peter Dübbers vor zehn Jahren gegen die Deutsche Bahn juristisch zu Felde zog. Er tat dies, um den Stuttgarter Hauptbahnhof, erbaut 1914 bis 1928 von seinem Großvater Paul Bonatz, in allen seinen Teilen zu erhalten – denn für das Projekt Stuttgart 21 sollten die beiden Seitenflügel abgerissen werden. Tatsächlich scheiterte er mit seiner Urheberrechtsklage, so wie auch schon die Bedenken des Denkmalamts gegen die Zerstörung dieses Kulturdenkmals von besonderer Bedeutung zum Schweigen gebracht worden waren. Aber Dübbers war seitdem eine stadtbekannte Persönlichkeit.
Bis dahin hatten die wenigsten gewusst, dass es einen lebenden Enkel, ebenfalls Architekt, von Paul Bonatz gab. Auch wenn dieser 1977, zu Bonatz' 100. Geburtstag, in der Reihe "Stuttgarter Beiträge" mit dem Denkmalpfleger Norbert Bongartz und dem Bauhistoriker Frank Werner eine kleine Publikation auf den Weg gebracht hatte, die erstmals das Lebenswerk seines Großvaters vorstellte. Und auch wenn viele Stuttgarter den einen oder anderen Bau, für den Dübbers selbst verantwortlich zeichnete, gut kennen müssen.
Aber Dübbers musste man schon sehr direkt fragen, um zu erfahren, was er selbst als Architekt geleistet hatte. Sein größtes Projekt, die Erweiterung des Messegeländes am Killesberg in den späten 1980er Jahren, ist zum überwiegenden Teil heute schon wieder Geschichte. Das von Horst Bidlingmaier und Heinz Egenhofer gegründete Büro, in dem Dübbers vom Angestellten zum Teilhaber aufgestiegen war, war damals mit 20 Mitarbeitern so groß wie nie. Geblieben ist die im Zuge der IGA 93 gebaute Stadtbahnhaltestelle Killesberg: kennzeichnend in verschiedener Hinsicht für die Arbeit des Architekten.
Eine U-Bahn-Haltestelle ist per se nichts, was als Architektur überhaupt wahrgenommen wird, schon allein weil sie im Erdboden versteckt ist. Dennoch bedeutet die Bauaufgabe, wenn sie nicht nur als pure Zweckerfüllung verstanden wird, eine nicht geringe gestalterische Herausforderung. Dübbers tat alles, um den Abstieg in die Tiefe zu einem so weit wie möglich vom Tageslicht bestimmten Erlebnis und die Haltestelle selbst zu mehr als einer Reklamefläche zu machen. Keine Plakate, keine Videos: Die Wände ziert in voller Länge der "Wandfilm" des Künstlers Ulrich Bernhardt (bekannt auch durch ein ikonisches 68er-Plakat) zum Thema "Kulturströme".
Für einen Architekten ungewöhnlich uneitel
Im Anschluss hat Dübbers weitere Haltestellen entworfen, etwa den Stadtbahnhalt Filderstadt in Bernhausen oder die S-Bahn-Station Winterbach. Dass er ein guter Zusammenarbeiter war, sprach sich bei seinen Auftraggebern herum. Sein Büro hat, in der Regel von Wettbewerben ausgehend, ausschließlich öffentliche Bauten errichtet, von der Stadthalle Leonberg, Dübbers' erstem großen Werk, bis hin zur Katholischen Fachschule für Sozialpädagogik in Stuttgart-Degerloch. Für einen Architekten ungewöhnlich uneitel, standen für ihn nicht die eigenen Ideen im Mittelpunkt, sondern ein für alle Beteiligten gelungenes Ergebnis.
Sicher war es auch die dominierende Position seines Großvaters, die ihn zur Bescheidenheit gemahnte. Denn zum einen war ihm von Paul Bonatz, der ihm den Architektenberuf selbst nahelegte, ein Bewusstsein für Qualität sozusagen in die Wiege gelegt. Zum anderen wäre es von vornherein aussichtslos gewesen, den Architekten, nach dem der von 1959 bis 1974 vergebene Paul-Bonatz-Preis benannt war, überbieten zu wollen. Persönlich war es allerdings eine eher kurze Begegnung. Seit 1943 in Ankara, kam Bonatz erst 1954 endgültig nach Stuttgart zurück, als Dübbers gerade mal 16 war, und starb zwei Jahre danach.
2 Kommentare verfügbar
Jue.So Jürgen Sojka
am 24.04.2020Grenzgänger allemal, zwischen der Bildungselite und dem mündigen Bürgertum.
Mittler zwischen dem Gestern und Heute, als Bewahrer für schützenswertes Kulturgut.
Kritischer im Geist und in sich ruhender mit dem Bewusstsein, dass laut sein nicht…