Herr Hefendehl, vor dem Landgericht Freiburg läuft gerade ein Prozess, in dem es um eine mutmaßliche Gruppenvergewaltigung geht. Können Sie verstehen, dass sich die Menschen nach solchen Ereignissen unsicherer fühlen?
Auf den ersten Blick klingt diese These nachvollziehbar. Vielfach wird sie aber erst provoziert. Wenn ich nach einem solchen Vorfall auf der Straße eine Umfrage mache und undifferenziert danach frage, ob man sich unsicher fühlt, wird eine bestimmte Antwort herauskommen.
Die Medien sind schuld?
Die Medien werden tatsächlich in der Kriminologie als ein Faktor angesehen, der das Sicherheitsgefühl beeinflussen kann. Wobei man ihre Bedeutung ebenso wie die Kriminalitätslage selbst nicht zu hoch einschätzen sollte. In Freiburg bewegen sich die Straftaten gegen das Leben, also die gravierendsten Fälle, seit Jahren im einstelligen Bereich, nur 2016 und 2017 lagen die Zahlen ein wenig höher. Und wir reden hier von Verdachtsfällen, die auch den Versuch umfassen und zudem im Laufe der Ermittlungen etwa zu einer Körperverletzung heruntergestuft werden könnten.
Und die Sexualdelikte?
Auch hier gibt es keine Entwicklung. Wenn wir die Gesetzesverschärfung Ende 2016 herausrechnen ...
Sie reden von "Nein heißt Nein" sowie dem Straftatbestand der sexuellen Belästigung.
... sind die Zahlen seit langer Zeit konstant.
Inwiefern spiegelt die Furcht vor Kriminalität die Realität wider?
Woher die Furcht rührt, wird seit Jahrzehnten intensiv untersucht. Mit der objektiven Kriminalitätslage hat sie jedenfalls kaum etwas zu tun. Nach der sogenannten Generalisierungsthese kommt die Furcht vor Kriminalität durch eine allgemeine Verunsicherung zustande, zum Beispiel durch Umweltprobleme, Wirtschaftskrisen oder globale Politik – sogar durch Donald Trump. Über bestimmte Auslöser, also aufsehenerregende Kriminalitätsfälle, wird diese Unsicherheit der Kriminalität zugeschrieben. Tatsächlich liegen die Ursachen viel tiefer.
1 Kommentar verfügbar
Ks
am 31.07.2019Man kann ja auch mal gegen seine Hauswand pinkeln - mal sehen, wie weit die Gelassenheit geht. Spätestens seine Frau wird ihm schon was erzählen.
Über Videoüberwachung kann und…