Herr Hofer, vor kurzem sind die ersten 28 Projekte der IBA vorgestellt worden. Aber noch bevor irgendwelche Themen für die Bauausstellung festgelegt waren, hieß es schon, die IBA'27 müsse Lösungen entwickeln, die vorbildlich sind für die ganze Welt. Ist das nicht ein bisschen hoch gehängt?
Bei aller Selbstkritik gegenüber den großen und universalistischen Lösungen der Moderne: Gerade in dieser unglaublich reichen und technologiestarken Region muss der Anspruch schon sein, Lösungen zu finden, die nicht nur im kuscheligen Süden Deutschlands funktionieren.
Eine andere Aussage war: wir machen keine Krisen-IBA - im Gegensatz zur IBA Emscher Park 1999. Regionalpräsident Thomas Bopp sah die Chance, "sich um die Zukunft zu kümmern, solange es uns noch gut geht".
Diese Aussage sollte legitimieren, warum man hier eine IBA macht. Bei der IBA Emscher Park galt es, den Strukturwandel zu bewältigen. Hier kann man sagen, es geht allen gut, der Immobilienmarkt brummt, dann nutzen wir diese Stärke, die auch nicht für alle Zeiten in Beton gegossen ist, um uns für zukünftige Anforderungen handlungsfähig zu machen. Gerade in zähen und langfristigen Prozessen, das haben wir jetzt bei den Wohnungsmärkten gesehen, kann man nicht von heute auf morgen reagieren. Ein spielerisches Format, das man neben die alltägliche Praxis stellt, ist da ein kluger Entscheid. Dinge ausprobieren, auch mal über die Stränge schlagen, das gefällt mir.
Sie haben aber auch mal gesagt: Stuttgart hat gravierende Probleme. Walter Rogg, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung der Region, hat die so benannt: "Wir sind eine der reichsten Regionen Europas und der Welt und schaffen es nicht, bezahlbaren Wohnraum für alle bereitzustellen. Wir sind Weltmeister in der Produktion von Mobilitätsprodukten, aber wir schaffen es noch nicht, nachhaltige Mobilität in unserer Region in den Städten zu gewährleisten."
Genau diese beiden drängendsten Probleme können wir nicht lösen. Die IBA ist kein Instrument der Bodenreform. Die IBA ist nicht Autoindustrie. Manchmal würde ich lieber mehr über die IBA als Architekturausstellung sprechen und nicht über Mobilität und teuren Boden. Selbstverständlich beschäftigt das die Menschen, wie sich ihre Stadt entwickelt, und das nehme ich auch ernst. Unsere Aussagen werden etwas damit zu tun haben, aber ...
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Peter Stellwag
am 10.05.2019