Die Alb lockt mit ihrer einzigartigen Landschaft, geboren aus der Erdgeschichte und gestaltet über die Jahrhunderte nicht zuletzt von Schäfern und ihren Schafen. Die Wacholderheide ist das malerische Bild dieser Urlaubsidylle. Sven de Vries und seine 550 Schafe sind dafür verantwortlich. Der 38-Jährige ist Schäfer und hat nie Urlaub – erst recht nicht "dahoim", denn das ist dort, wo seine Schafe sind. Und das ist harte Arbeit.
De Vries ist, so erzählt er, klassischer Wanderschäfer. Unterwegs mit Herde, Hunden und Bauwagen. Dabei bricht er mit vielen Klischees, die der Zeitgenosse in seinem romantischen Herzen spazierenträgt. Sven de Vries zwingt zum Umdenken, aber er lässt einen weiterhin staunen über die Irrungen, Wirrungen und Fügungen des Lebens.
Geboren ist er in Hannover. Aber während die Alten in Wollpullovern und Wollsocken aus Schafwolle vom Finkhof in Arnach bei Bad Wurzach (<link https: www.kontextwochenzeitung.de gesellschaft am-anfang-war-das-schaf-2162.html _blank internal-link>Kontext berichtete) sich aus der Ferne dem Leben der dortigen Landkommune nahe fühlten, surfte der Sprössling auf der Internetwelle über die Jahrhundertschwelle ins virtuelle Zeitalter, bis er schließlich auf dem Weg der Selbstfindung selbst bei den Finkhöflern landete. Und dort aufs Schaf kam: verliebt (Praktikum), verlobt (Ausbildung), verheiratet (Selbstständigkeit).
Seit zehn Jahren ist er nun schon als Schäfer unterwegs. Im Herbst letzten Jahres hatte er einen Burn-out. Er sei "nicht mehr ganz zurechnungsfähig gewesen", erzählt der hagere Mann, der mit zerzaustem langem Haar und Vollbart auf Facebook mit Jesus verglichen wird. "Ich schaffe 16 bis 18 Stunden am Tag – sieben Tage die Woche." All sein Herzblut stecke in diesem Beruf. Die Schafe sind seine Leidenschaft, aber sie sind auch sein Zwang.
Als "akzeptierter und respektierter Teil der Herde" zieht er tagtäglich von Ort zu Ort, um auf insgesamt 140 Hektar dem Natur- und Landschaftsschutz zu dienen. Denn darum geht es auf der Alb. Die Beweidung durch die Schafe erhält den Charakter der typischen Landschaft und ihre spezifische Artenvielfalt. Dafür werden Sven de Vries und seine Kollegen, von denen es immer weniger gibt, bezahlt. Öffentliches Geld und Subventionen aus Brüssel erfordern einen enormen Bürokratieaufwand und seien dennoch unwägbar, klagt de Vries. Das könne existenzbedrohend sein, schildert er das Dilemma, in dem er und viele andere Schäfer steckten.
1 Kommentar verfügbar
wilm-gert esders
am 30.09.2018Hannover ist aber nicht preussisch, Karlsruhe nicht schwäbisch.
Gruss an Hrn. de Vries