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Ab an den Bodensee

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Unser Film-Projekt mit der Sprachklasse aus dem vergangenen Schuljahr hat den Jugendbildungspreis bei "Dein Ding 2017" in der Kategorie Medien und Kultur bekommen. Einen Geldpreis, den wir in einen Ausflug umgesetzt haben, denn die Schülerinnen und Schüler hatten einen großen Wunsch: Grillen am Schwäbischen Meer.

Dort gewesen ist noch keiner von ihnen, aber gehört haben sie schon viel: Der Bodensee, der muss der Knaller sein, da sind sich fast alle SchülerInnen unserer Projekt-Klasse einig. Es ist Mittwoch, kurz vor acht, noch bisschen kalt, aber das wird sich im Laufe des Tages zu bestem Badewetter mausern. Wir starten in Böblingen am Bahnhof, verladen Gepäck und Jugendliche. Steffen Braun, der Kameramann, und ich sitzen im Kleinbus mit fünf arabischen Jungs und einer jungen Frau, ausgestattet mit sechs Handys inklusive Playlists und einem soundstarken tragbaren Lautsprecher – da bleibt kein Auge, äh, Ohr trocken. Hinter uns fährt die Klassenlehrerin Natascha Popovic mit drei weiteren Schülern, ebenfalls musikbeschallt, dafür aber im privaten Cabrio. Mohamad winkt aus dem Busfenster, das Cabrio hupt kurz. Die allgemeine Laune: oberes Drittel.

Unsere erste Station ist der türkische Supermarkt in Sindelfingen, denn am See soll gegrillt werden, und dort gibt's alles, was halal ist – "erlaubt" also, ohne Schwein. Mohamad übernimmt den Einkauf. Er ist der Koch der Vabo 12 mit langjähriger Grillerfahrung in Syrien, Ägypten und Deutschland. 13 Leute à zwei Stückchen Hühnchen und vielleicht noch ein halbes Stück Rindfleisch für jeden ergibt ein kleines Gebirge hinter der Fleischtheke. Paprika landen im Einkaufswagen, Gurken, Fladenbrot, ein Netz Zwiebeln obendrauf, Zitronen, Cola und Wasser. Apropos Wasser: Könnte man möglicherweise vielleicht noch kurz bei Odei daheim vorbeifahren? Shisha vergessen ...

Dann geht's los. Auf der Rückbank rappt ein harter Deutsch-Rapper mit Herzschmerz, danach trällert ein arabisches Starlet aus der Box. Glücklicherweise besitzt der Lautsprecher keinen besonders ausdauernden Akku und auf Höhe Engen-Aach ist Schluss mit Strom. Zumindest vorerst, denn irgendwo in den Tiefen des Busses ist das Ladekabel verschwunden. "Wasser!", ruft Mahran plötzlich, als der erste Zipfel Bodensee hinter einem Hügel auftaucht.

"Immer nur ein Popcorn einzeln füttern", sagt der Mann am Eingang zum Affenberg in Salem. Nicht die ganze Hand. Inaam hält trotzdem die ganze Handfläche hin, einfach mal probeweise, und – wer hätte es gedacht, der Mann am Eingang hatte recht. Zack, stopft sich ein Affe Inaams Popcorn in den Mund, die junge Frau quietscht, der Affe auch, alle anderen lachen. Und drei Erwachsene seufzen gutmütig.

Weiter geht es nach Meersburg zur Fähre, die nach Konstanz übersetzt. Woran wir nicht gedacht hatten, fällt uns plötzlich siedend heiß ein: Wer per Schiff übers Meer geflüchtet ist, möchte vielleicht nicht unbedingt zum Spaß Fähre fahren. Passt schon, meinen unsere SchülerInnen und beruhigen uns, alles sei in Ordnung und Fähre kein Problem. Und so steht die Klasse kurz darauf an Deck – macht Selfies mit Schiffspollern, Selfies mit See, Selfies mit Reling, Selfies mit Mitschülern, die auch gerade Selfies machen. Bis Konstanz.

Der Grillplatz ist keine zehn Minuten entfernt vom Fähranleger, das Wasser fast warm, bloß der Strand ist etwas steinig. Mahamoud stakst wie auf Eiern über die Kiesel, die stylischen Sneakers in der Hand statt am Fuß, "damit sie nicht dreckig werden", erklärt er, und jammert bei jedem Schritt: "Aua ... aua ... aua."

Währenddessen kümmert sich Mohamad, der Koch, um das Grillfeuer, schneidet Salat klein, Gemüse und Fleisch, der Rest stürzt sich quietschend ins kühle Seewasser. Erst die Beine, dann bis zum Bauch, dann – Luft anhalten! – ganz rein und einmal kräftig prusten.

Gegessen wird "syrisch", wie die Schüler sagen: gemeinsam auf vielen Decken, die zu einer großen zusammengelegt sind, auf der alle Platz haben. Abdulkadr hat Pappteller mitgebracht, gelbe mit großen Smileys drauf.

Zum Nachtisch gibt's Eis mit bunten Streuseln. Und dann sitzen alle zusammen im abnehmenden Licht am Strand, neben dem kleinen Feuer, das langsam herunterbrennt, graben die Zehen zwischen die Kieselsteine und schauen auf den See. "Wie schön das hier ist", sagt Mohamad. Und damit hat er recht.


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2 Kommentare verfügbar

  • Christine Mollenhauer
    am 19.07.2018
    Antworten
    So gerne würde ich den Film mal sehen, wird der mal wo gezeigt? Jednfalls ganz großes Danke an Alle, die bei dem Projekt mitgemacht haben!
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