Gehen, solange es noch geht oder Stuttgart im beginnenden Frühling 2018: Drinnen, im Wohnzimmer von Helga Stöhr-Strauch, hängt ein Hirsch mit Atemschutzmaske. Draußen, auf der Straße, prangt ein Werbeplakat für die Stadt, die wir lieben sollen. Mit einem Herz in der Mitte. Vor das Plakat hat jemand hingekotzt. In den "Stuttgarter Zeitungsnachrichten" kommentiert der Lokalleiter scharf und sagt, wer, wie dieser Theater-Intendant Peymann, diese Stadt als menschenfeindlich bezeichne, habe einen "ideologischen Blick". Ungetrübt von der Lebenswirklichkeit, die keineswegs etwas mit mächtigen Autokonzernen und willfährigen Grünen-Politikern zu tun habe. Da hat es der Frau mit dem Hirsch gereicht.
Kann man nicht verstehen oder will man nicht verstehen, dass eine Stadt, in der die Schwachen keine Chance zum Bleiben, und die Menschen keine Möglichkeit zum Erholen haben, menschen- und lebensfeindlich ist? Danke, Herr Peymann, Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen. (Helga Stöhr-Strauch)
Helga Strauch-Stöhr hat dem Lokalleiter einen Brief geschrieben und aufgezählt, was ihr alles Pein bereitet:
Die SUV-Fahrer, die werktags ihr Viertel (Heusteig) verstopfen, die Bürgersteige zustellen und über autofreundlich geschaltete Ampeln brettern. Mercedes- und Porsche-Lenker, die wochenends ihre Kinder in Rikschas packen und in Auspuffhöhe durch das gentrifizierte Quartier kutschieren.
Soll Alexander jetzt eine Sauerstoffmaske tragen?
Die Luft, die inzwischen so schlecht ist, dass ihrem lungengeschädigten Mann vom Arzt empfohlen wurde, Stuttgart zu verlassen. "Soll Alexander jetzt eine Sauerstoffmaske tragen?", fragt seine Frau.
23 Kommentare verfügbar
Real Ist
am 09.05.2018Es ist müßig, die ganzen bekannten Missstände aufzuzählen, aber wer nach 58…