Gelohnt hat es sich trotzdem, finden beide. "Fast immer geht es nur um Kleinigkeiten", betont Vlatten. Dabei würden nicht nur linke Demonstranten von ihrer Anwesenheit profitieren, sondern bei Bedarf auch Polizisten und sogar Nazis. Nicht nur ein humanitäres Gebot, sagt Vlatten. Sondern auch Pflicht: Als ausgebildete Sanitäter müssen sie helfen, sonst wäre das eine Straftat. "Meistens brauchen Polizisten nur ein Pflästerchen oder eine Kopfschmerz-Tablette", erzählt er von seinen Erfahrungen. Einmal hat sich ein Kopfhörer schmerzhaft im Gehörgang eines Gesetzeshüter verkeilt. "Wir haben ihn dann mit einer Pinzette von seinem Leiden erlöst", kichert er.
Manchmal läuft es weniger spaßig mit der Staatsmacht. Etwa im März 2015, als ein Pegida-Ableger in Karlsruhe aufmarschierte. Wieder kracht es, nach Schlagstockeinsatz verliert ein Demonstrant mehrere Schneidezähne. Vlatten will ihn behandeln, die Polizei lässt ihn nicht durch und nachdem Vlatten hartnäckig bleibt, nehmen ihn die Ordnungshüter in Gewahrsam und er verbringt die Nacht auf der Wache. "Meistens läuft die Zusammenarbeit besser", kommentiert er trocken.
Um als Demosanitäter zu arbeiten, braucht es eine ordentliche Portion Idealismus. Sie arbeiten nicht nur ohne jede Aufwandsentschädigung, meistens zahlen sie sogar noch obendrauf. Als Verein ohne eigene Einnahmen sind sie dabei auf Spenden angewiesen, denn gutes Equipment geht ins Geld. "Allein so ein Rucksack", sagt Vlatten und zeigt auf das 30-Kilo-Monster, "kostet voll ausgestattet mehrere tausend Euro." Neben hohen Anschaffungskosten, beispielsweise für das Sauerstoffgerät, muss ersetzt werden, was verwendet wurde oder verfällt. Die Checkliste, was reinmuss, sei mehrere Din-A4-Seiten lang und die Standards hoch. In der Selbstbeschreibung der Sanitätsgruppe Südwest heißt es: "Für sie gibt es nur eine Methode Medizin zu betreiben, und zwar so professionell wie nur möglich. Dabei erkennt sie sowohl naturheilkundliche, konservative, ganzheitliche, als auch traditionelle Verfahren an und beurteilt sie streng nach ihrer Evidenz."
2 Kommentare verfügbar
Kornelia E.
am 15.03.2018(Ganz wichtig am 30.09.2010)
www.demosanitaeter.com