Herr Held, in einigen Gemeinden des Rems-Murr-Kreises erzielte die AfD ihre höchsten Ergebnisse im Großraum Stuttgart: in Rudersberg mit 18,4, in Großerlach mit 18,8 und in Spiegelberg mit 23,3 Prozent der Zweitstimmen. Hatten Sie mit solchen Ergebnissen gerechnet?
Ich war mir unsicher, aber habe eigentlich schon erwartet, dass die AfD hier stark sein wird. Und zwar nicht nur im Rems-Murr-Kreis, den wir in unserer 2008 veröffentlichten Regionalstudie "Rechtsextremismus und sein Umfeld" untersucht haben, sondern auch im Zollernalbkreis, der im Mittelpunkt unserer aktuellen Studie steht, in der wir die politischen Orientierungen vor allem von Auszubilden untersucht haben. Denn in beiden Kreisen besteht eine Tendenz hin zum Rechtspopulismus, es gibt einen bestimmten Hintergrund, der schon sehr lange nach rechts tendiert, zum Teil schon eine lange Tradition hat.
In Ihrer Studie von 2008 haben Sie gezeigt, dass Rechtsextremismus kein Phänomen nur wirtschaftlich schwacher Regionen ist. Welche Erklärungen gibt es dafür?
Der allgemeine Grundkonsens in der Forschung war lange, dass diejenigen, denen es wirtschaftlich schlecht geht, nach rechts tendieren würden. Das haben wir schon in den 1990er Jahren in Frage gestellt, weil damals schon andere Ergebnisse vorlagen. Das hat sich in der Studie zum Rems-Murr-Kreis bestätigt, und nun 2017 in der zum Zollernalbkreis auch. Wir haben sowohl bei der damaligen als auch bei der jetzigen Studie untersucht, ob die Menschen Angst vor ihrer Zukunft haben. Das war nicht der Fall. Wir haben dafür die Zustimmung zu bestimmten Aussagen abgefragt: Der Aussage "Meine Zukunft sieht gut aus" haben 2017 90 Prozent der jungen Auszubildenden zugestimmt, der nächsten Aussage "Es beunruhigt mich, dass die Zukunft so unsicher ist" haben dann rund 50 Prozent zugestimmt.
4 Kommentare verfügbar
Markus Hitter
am 10.10.2017- Man thematisiert die Rechten mehr, als sie es verdient haben.
- Man macht die Flüchtlinge zum Zankapfel. Das haben diese Leute nicht verdient. Im Extremfall…