"Ein Ort, an dem sich Menschen und Marken begegnen", so haben es die Baustellenschilder schon lange verkündet. Und nun ist es endlich soweit, nun wird man im neu eröffneten Dorotheen Quartier endlich Menschen-Marken-Vorstellungsgespräche wie "Gestatten: Josef Scheifele!" – "Angenehm: Louis Vuitton!" belauschen können. Ein Quartier "im Zeichen des Stils und des gehobenen Lebensgefühls"; "eine ganz außergewöhnlich schöne Verbindung von Einkaufen, Genuss, Arbeiten, Wohnen und Entspannen"; "ein ganzes Viertel für Genießer und Entdecker, für Gourmets und Flaneure". Wow! Schauen wir also mal selber an, was uns da versprochen wird.
Würg! Nein, es hilft nichts: Wer diesen Ort sieht, der will ganz prosaisch in diese Werbelyrismen hineinkotzen, und natürlich auch, damit ein Geruch von Authentizität hindurchweht, in die Sache selbst. Denn diese drei großen, schweren Klötze, die unter ihrer Last zu ächzen scheinen, wirken ja nicht wie gewachsen, auch nicht wie gebaut, sondern so, als wären sie von einem riesigen 3-D-Drucker ausgespuckt worden! Sie fügen sich in ihrer gnadenlosen Einfalt und Uniformität auch nicht zu einem urbanen Viertel, sie keilen sich mit ihren vorgehängten Kalksteinfassaden vielmehr zusammen zu einem Pandämonium der Künstlichkeit, zur gesichts- und geschichtslosen Imitation eines Stadtteils, der allenfalls zum Augmented-Reality-Spielplatz taugt, also etwa dazu, eine Horde digitaler Pokémons durch öde Gassen zu treiben.
16 Kommentare verfügbar
Herbert Machit
am 13.06.2017