Juhu, Feinstaubalarm! Endlich Platz in den S-Bahnen am Vormittag und dazu noch zum halben Fahrpreis. Doch warum so kleinlich? Wenn es möglich ist, jeden sechsten Tag im Jahr die Fahrpreise zu halbieren, warum nicht gleich das ganze Jahr?
Stuttgarts Oberbürgermeister will den Autoverkehr um 20 Prozent reduzieren. Aber wenn an Feinstaubalarmtagen jeder Fünfte sein Auto stehen ließe – in Realität tun das bisher gerade mal 3 Prozent - müssten allein für die Pendler von außerhalb rund 100 000 Plätze im öffentlichen Verkehr zusätzlich bereitgestellt werden. Wenn aber entsprechend viele S-Bahn-, Regionalbahn- und Stadtbahnwagen angeschafft sind, sollen die dann nur bei Feinstaubalarm fahren und den Rest der Zeit im Depot bleiben?
Die 20 Prozent sind ein mittelfristiges Ziel, eher frommer Wunsch als klares Programm. Die Grünen in Stadt und Land haben sich entschieden: Sie werden sich zum Jagen tragen lassen. Wenn die EU-Kommission ernst macht und wegen der hohen Feinstaubwerte klagt, wird es Fahrverbote geben, vorher nicht. Denn CDU, FDP und Freie Wähler sitzen in den Startlöchern. Die Konservativen brennen darauf, aus dem Groll der Autofahrer Kapital zu schlagen.
Das Neckartor, der staubigste Ort der Stadt? Von wegen.
Dabei wird das Problem eher noch unterschätzt. Gemeinhin gilt das Neckartor als Deutschlands dreckigste Straßenkreuzung. Richtig wäre zu sagen: der Messpunkt mit den höchsten Feinstaubwerten. Denn an vielen anderen Orten sieht es keineswegs besser aus. Nur kann die Landesanstalt für Umwelt und Messungen (LUBW) nicht überall Messgeräte aufstellen. Dazu sind die Geräte zu teuer.
Hier kommt das OK Lab Stuttgart ins Spiel. Kontext hat im Sommer 2015 über die Initiative berichtet, selbst entwickelte Feinstaub-Messgeräte schon für 30 bis 50 Euro herzustellen. Das OK Lab findet weltweit Beachtung: von Mexiko über Durham (Südafrika) und Lagos (Nigeria) bis nach Peking. Jeden zweiten Dienstag im Monat bietet die Gruppe Bastelkurse an. Jeder kann sich hier mit einem eigenen Messgerät versorgen (Mehr dazu in unserer Schaubühne). Die Teilnahme an den Kursen ist obligatorisch, denn es geht nicht nur um die Herstellung, sondern auch um die richtige Handhabung der Geräte.
21 Kommentare verfügbar
Jupp
am 10.01.2017ich habe eben Ihren Beitrag gelesen. Ein richtiger Schenkelklopfer :-)
Sie schreiben sicher auch die lustigen Reden für Karnevalsvereine.
Mir tun die Schenkel jetzt noch weh. Sensationell!
Aber das nächste Mal etwas kürzen. So lange lachen ist ja…