Barth ist an seiner neuen Aufgabe sichtlich gealtert. Vielleicht an der Tiefe dessen, was er hier vom Leben erfährt.
Er erzählt von einem Jungen, der in seiner Heimat den Kopf aus dem Fenster streckte und dem ein vorbeifahrender Bus das halbes Gesicht wegriss. "Dann steht er vor mir und zeigt auf sein schiefes Schnütle", sagt Barth und zuckt hilflos mit den Schultern. Er erzählt von dem Schuhmacher, der einem Mann mit Klumpfuß extra Schuhwerk angefertigt hat. Eine Ärztin hatte den Kranken zuvor weggeschickt, Klumpfuß behandle man hier nicht, soll sie gesagt haben. Er erzählt von dem schwachen Kind, das in seinem "Bettle liegt, wie eine Fee" und es nicht mehr lange machen wird, und von den zwei Familien, die sich nicht verstanden. Der eine Mann trat der anderen Frau in den runden Bauch. Barth quartierte eine der beiden Familien in einer anderen seiner vielen Immobilien ein, weit weg. Das Baby wurde tot geboren. "Wer bestattet so ein Kind?", fragt Barth. Letztlich hat er einen Friedwald ausfindig gemacht und eine kleine Beerdigung organisiert.
Er erzählt das alles nicht mit der Tragik und Schwere, die solchen Geschichten innewohnen. Es sind einfach Dinge, die passieren, und Aufgaben, die erledigt werden müssen in einer so großen Unternehmung. Und das tut er. Mit Hand und Herz und auf diese nachdrücklich, autoritäre Art und Weise, die man an ihm hassen oder mögen kann.
Das größte Problem mit den Flüchtlingen sei deren Religion, sagt er. Weil die Deutschen den Islam nicht verstünden. "Die Leute verstehen oft nichtmal, dass jemand mich auch dann schätzt, wenn er mir nicht die Hand geben möchte." Es ist das einzige Mal an diesem sonnigen Tag, dass Traurigkeit über sein Gesicht huscht. "Wir Deutschen müssen noch sehr viel lernen", sagt er.
Draußen auf der Straße vor dem Hof saust eine Gruppe Kinder auf Fahrrädern vorbei. Alle mit Helm.
Info:
Am Sonntag, 10. Juli, laden die Bewohner von 11 bis 16 Uhr zum großen Sommerfest für alle ein. Es gibt Filmvorführungen, eine Ausstellung mit Kinderbildern, eine Spielstraße, eine historische Ausstellung zum Gelände, Musik und Spezialitäten als allen möglichen Ecken der Welt.
5 Kommentare verfügbar
Peter Steinhausen
am 18.07.2016wer "die Leute" sind von denen Sie da reden weiß ich nicht. Den bisherigen Kommentar buche ich jedenfalls unter "unpassend weil Thema verfehlt".
Bitte sprechen Sie im Zusammenhang mit unserer Gruppe auch nicht von Neid und dergleichen. Da stehen wir als Christen und…