Rund 9500 Londoner sterben jährlich aufgrund der Luftverschmutzung in der britischen Hauptstadt, doppelt so viele wie vermutet – so lautet das Ergebnis einer Mitte Juli veröffentlichten <link http: www.kcl.ac.uk lsm research divisions aes erg research-projects hiainlondonkingsreport14072015final.pdf _blank external-link-new-window>Studie des King's College London. Schuld am vorzeitigen Tod der Londoner haben die zwei wichtigsten Luftschadstoffe in Industriestaaten, die im Zusammenhang mit dem VW-Abgasbetrug ins öffentliche Bewusstsein gerückt sind: Feinstaub mit einem Durchmesser von weniger als 2,5 Mikrometer (PM2,5) und Stickstoffdioxid (NO2).
Die Studie im Auftrag der Londoner Verkehrsbehörden gilt als erste weltweit, die die Wirkung von NO2-Luftschadstoffen auf die Gesundheit der Bewohner eines Ballungsraums quantifiziert. Demnach sind knapp 5900 der Todesfälle auf das Gas zurückzuführen, das vor allem aus Abgasen von Pkw, Lkw und Bussen mit Dieselantrieb stammt. Die wirtschaftlichen Schäden der Luftverschmutzung, etwa durch Krankenhausbehandlungen, bezifferten die Forscher der Environmental Research Group des King's College auf bis zu fünf Milliarden Euro jährlich.
Die Studie lässt den VW-Skandal in einem noch fahleren Licht erscheinen. "Eine solche Abgas-Betrügerei täuscht ja nicht nur die Kunden. Sie führt auch zu deutlich schlechterer Luft. Das gefährdet die Gesundheit", sagt Maria Krautzberger, Präsidentin des Umweltbundesamts (UBA). Immerhin 62 Prozent der städtischen Messstellen lagen in Deutschland im vergangenen Jahr über dem EU-Grenzwert für Stickstoffdioxid. "Die Emissionen aus Diesel-Pkw haben daran einen erheblichen Anteil", betont sie.
Dennoch sah sich die Politik bislang nicht genötigt, hart durchzugreifen, obwohl es seit Jahrzehnten Hinweise auf Unregelmäßigkeiten gibt. "Das Umweltbundesamt weist schon seit Ende der 1990er-Jahre darauf hin, dass auch in Deutschland die realen Schadstoffemissionen höher sind als die Typprüfwerte, die auf dem Rollenprüfstand ermittelt wurden", sagt Krautzberger. "Damit muss Schluss sein", fordert die UBA-Präsidentin nach Bekanntwerden des VW-Betrugs.
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Schwabe
am 09.10.2015