Sie sollen ein Schaf oder wahlweise eine Ziege aus einem Streichelzoo geschlachtet, am Spieß gebraten und verzehrt haben. Sie sollen in ihren Unterkünften die Kloschüsseln herausgerissen und aus dem Fenster geworfen haben, weil sie nicht wissen, wie man die Toiletten benutzt. Für ihre Diebstähle im Supermarkt kämen Stadt oder Land auf. Deswegen dürften sie auch an der Kasse vorbeigehen. Sie – die Flüchtlinge, die seit Ende Oktober in Meßstetten auf der Alb leben. Sie beflügeln die Fantasie der Menschen im Ort.
"Gerüchte ohne Ende", sagt Frank Maier, Leiter der Landeserstaufnahmeeinrichtung (Lea) für Flüchtlinge in Meßstetten. Der 41-Jährige mit den kurzen braunen Haaren und dem runden Gesicht ist eher fasziniert als fassungslos. Wie solche Geschichten bloß entstehen? Und übrigens: Keine davon stimmt, sagt Maier. Allerdings wurden im Januar mehr Ladendiebstähle gemeldet als im ganzen Jahr zuvor, sagt die Polizei. Das Problem mit dem Müll treibt viele im Ort um – und dass fast alle Flüchtlinge ein Handy haben.
Seit Ende Oktober hat Meßstetten seine eigene Landeserstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge. Die Stadt ist einer der am höchsten gelegenen Orte auf der Alb, 10 000 Einwohner, 5000 davon im Kernort. Kein Anschluss an eine Autobahn, an die Bahn, an etwas mehr Leben. Dafür überzieht sattes Grün das hügelige Land. Die Stadtverwaltung und viele Bürger hatten vor der Eröffnung der Lea Sorge, dass so viele Flüchtlinge den Ort überfordern würden – die Ärzte, die Sanitäter, die Polizei, aber auch das soziale Miteinander. Oder dass die Rechten Stimmung machen würden wie zu Beginn.
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Thomas Riedel
am 09.02.2022Geschlossen bedeutet, dass die ehemalige topp gepflegte und in sehr gutem Zustand befindlichen Gebäude und Grünanlagen, seit nun mehr vier…