Kenner trinken Farny-Weizen. Das Bier aus dem Allgäu schmeckt wirklich. Aber nur die wenigsten werden wissen, wer ihm den Namen gegeben hat. Es ist Oskar Farny, der in diesem Landstrich noch heute einen Ruf wie Donnerhall hat. Offiziell natürlich einen guten. Er ist Ehrenbürger von Wangen, es gibt eine Halle, ein Institut, eine Stiftung und eine Straße, die nach ihm benannt sind. Und zuletzt noch einen Weg, den der damalige Wangener Oberbürgermeister Jörg Leist 2001 durchgesetzt hat. Gegen den Protest der örtlichen SPD, die der Ansicht war, der Name Farny tauge "nicht als Ehrenname" für eine Straße.
Das hat seinen Grund: Oskar Ludwig Farny (1891–1983) war ein Mann mit NS-Vergangenheit. Freund von Generalfeldmarschall Erwin Rommel, Repräsentant des "Dritten Reiches", Stabschef beim Kommandeur für das Kriegsgefangenenwesen beim stellvertretenden Generalkommando in Stuttgart (1941–1945), schnell als "entlastet" eingestuft und danach so wertvoll, dass ihn Ministerpräsident Kurt Georg Kiesinger 1960 in den höchsten Tönen pries: "Einen Mann wie Farny findet man nur alle Schaltjahre." Eine gemeinsame Vergangenheit verbindet eben und fördert Karrieren. Der Gutsbesitzer aus Dürren brachte es immerhin bis zum Minister für Bundesangelegenheiten des Landes Baden-Württemberg.
Es ist das Verdienst des Historikers Wolfgang Proske, diese Vergangenheit wieder lebendig zu machen. Von Kontext zuletzt begleitet, als er in Heidenheim das Denkmal <link http: www.kontextwochenzeitung.de politik rommel-und-kein-friede-1460.html _blank>Erwin Rommel ("ein aus tiefstem Herzen überzeugter Nationalsozialist") vom Sockel holte.
Jetzt ist Proske mit seiner Buchreihe "Täter Helfer Trittbrettfahrer" von der Ostalb ins Oberschwäbische gewechselt und natürlich auch dort fündig geworden. Genauer gesagt, es war sein Historikerkollege Frank Raberg, der sich intensiv mit Oskar Farny beschäftigt hat. Wir haben ihn gebeten, sein Kapitel für Kontext zusammenzufassen, was er als Wissenschaftler getan hat. Und das ist keine Arbeit im Elfenbeinturm. Proske und Kollegen haben immer wieder erfahren, auf welche Widerstände sie stoßen, wie aus Nationalsozialisten plötzlich Widerstandskämpfer wurden, wie alte und junge Kameraden ihre NS-belasteten Ehrenbürger schützen, wie die Nazizeit ausgeblendet wird. Der eingangs erwähnte Alt-OB von Wangen, Jörg Leist, hat für den "Oskar-Farny-Weg" gekämpft – "weil er ein "großer Förderer der Milchwirtschaft im Allgäu" war. Leist ist auch Vorsitzender der Oskar-und-Elisabeth-Farny-Stiftung.
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dedee
am 17.04.2015