Noch bleibt Baden-Württemberg im Gegensatz zu anderen Bundesländern von Brandstiftungen gegen Flüchtlingsheime verschont. Doch auch hier gibt es Propagandadelikte, Sachbeschädigungen und Körperverletzungen mit fremdenfeindlichem Hintergrund. So hat am 20. Dezember 2014 ein 21-Jähriger, der der rechtsextremen Szene zugerechnet wird, in Rottenburg (Landkreis Tübingen) zwei 27 und 36 Jahre alte Flüchtlinge aus Gambia angepöbelt und geschlagen. Das ältere Opfer stürzte und wurde mehrmals getreten. Die Frau musste mit Kopf- und Knieverletzungen ins Krankenhaus gebracht werden.
Einen Monat zuvor wurden Wegweiser zur neuen Flüchtlingsunterkunft in Meßstetten (Zollernalbkreis) besprüht, im näheren Umfeld wurden Hakenkreuze, Neonazi-Parolen und SS-Runen hinterlassen. Und im Mai vergangenen Jahres wurden auf dem Gelände der Flüchtlingsunterkunft in Rheinstetten bei Karlsruhe mehrere Schüsse abgegeben. Am Zufahrtsbereich der Einrichtung, versteckt in einem Gebüsch, fand sich eine mit Dieselkraftstoff gefüllte Fünf-Liter-Plastikflasche, und in den Tagen zuvor sollen mehrfach Fahrzeuge in der Nacht auf die Zufahrt eingefahren sein, deren Insassen fremdenfeindliche Parolen gegrölt haben sollen.
In Krautheim im Hohenlohekreis warfen Unbekannte einen faustgroßen Stein gegen ein Fenster einer Flüchtlingsunterkunft. Unbekannt blieben auch die Täter, die im südbadischen Wehr (Landkreis Waldshut) Ende 2013 Feuer in einer Flüchtlingsunterkunft gelegt hatten.
Der Zuzug von Flüchtlingen wird von der Mehrheitsbevölkerung als "großes Problem" empfunden. Flüchtlinge werden von 84,7 Prozent der Bundesdeutschen in den neuen und von 73,5 Prozent in den alten Bundesländern abgelehnt oder schlecht beurteilt, so eine im Juni 2014 von der Universität Leipzig veröffentlichte <link https: www.amadeu-antonio-stiftung.de w files pdfs mitte_leipzig_internet.pdf _blank>Studie zu Extremismus. Rechtsextremisten und Rechtspopulisten unterschiedlicher Couleur wollen sich diese Stimmungslage zunutze machen und politisches Kapital aus den Ressentiments vieler Menschen schlagen.
Flüchtlinge werden als Bedrohung für die innere Ordnung und Sicherheit dargestellt, um so Ängste bei der Mehrheitsgesellschaft zu schüren. Unverhohlen wird rassistische Hetze und Ausländerfeindlichkeit propagiert und das Klima gegen Flüchtlinge gezielt angeheizt. Mit Aufmärschen vor und gegen Flüchtlingsunterkünfte hoffen Rechtsextremisten, bundesweite Schlagzeilen zu liefern, diese für sich zu funktionalisieren und sich als wahre Interessenvertreter zu gerieren.
NPD hetzt im "Leitfaden zum Umgang mit Asylanten"
Seit 2013 vertreibt die NPD einen sogenannten "Leitfaden zum Umgang mit Asylanten in der Nachbarschaft". Presserechtlich verantwortlich für den "Leitfaden" zeichnet der 1959 im Kurort Baden-Baden geborene Michael Andrejewski, seit 2006 NPD-Landtagsabgeordneter in Mecklenburg-Vorpommern. Angeblich bricht eine "regelrechte Asylantenflut" derzeit über "zahlreiche kleine Städte und Ortschaften in Mecklenburg und Pommern" herein, behauptet die NPD. Um den aus Sicht der NPD "von der Politik im Stich gelassenen Deutschen beim Umgang mit den Asylanten wenigstens ein bisschen zu helfen", hat sie dafür den einseitigen "Leitfaden" erstellt.
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Schwabe
am 03.04.2015Die beiden wichtigsten Fragen sind, warum wollen so viele Menschen, egal ob…