Es lag auf der Hand, das Bahnprojekt auch zum Kongressthema zu machen. Und den Streit darüber sogar im Programmheft und während der Eröffnungsreden anzusprechen. "Verhaltens- und Verfahrensänderungen sind notwendig, um das unterirdische Bauen zu fördern und wieder ins rechte Licht zu rücken. Wir müssen neue Wege suchen, um Großprojekte zukünftig schneller umzusetzen, und vor allem lernen, deren Nutzen in der Öffentlichkeit intensiver zu kommunizieren", so StuVa-Vorstand Martin Ziegler. Man sollte sich darüber intensiv untereinander austauschen, empfahl der Professor des Instituts für Geotechnik im Bauwesen an der Technischen Hochschule Aachen. "Und was wäre dazu besser geeignet als die StuVa-Tagung, das Familientreffen der Tunnelbauer", ermunterte Ziegler die 1600 Teilnehmer des dreitägigen StuVa-Stelldicheins.
Die Notwendigkeit einer funktionierenden Infrastruktur für eine florierende Wirtschaft unterstrich auch Ingo Rust, SPD-Staatssekretär im Ministerium für Finanzen und Wirtschaft von Baden-Württemberg. "Dies brachte er besonders damit zum Ausdruck, dass er dem im Anschluss sprechenden Dr. Volker Kefer, Bahnvorstand des Ressorts Infrastruktur, stellvertretend für die DB AG den Dank der Landesregierung für die Leistungen im Zusammenhang mit dem Großprojekt Stuttgart–Ulm aussprach", heißt es etwas holprig im StuVa-Rückblick auf das "Familientreffen der Tunnelbauer 2013 in Stuttgart", das hinsichtlich Teilnehmern und Ausstellern "alle Rekorde" brach.
Der StuVa-Familie geht es also prächtig, sie ist in bester Stimmung. Doch wer gehört eigentlich zum Clan der Tunnelbauer? Laut Eigendarstellung ist die StuVa eine Studiengesellschaft, eine international tätige Forschungsgesellschaft, die zusammen mit Industriepartnern neue Produkte oder Verfahren im Bereich Verkehrsinfrastrukturbau entwickelt. Sie verfügt heute über etwa 250 "korporative Mitglieder" aus Industrie, Verbänden, Städten, Verkehrsbetrieben und Ingenieurbüros. Sowie einen 16-köpfigen Beirat, der "den Vorstand berät und unterstützt". Das prominenteste StuVa-Beiratsmitglied gilt als einer der entscheidenden Akteure bei Stuttgart 21: Es ist Jens Böhkle, Abteilungspräsident Infrastruktur im Bonner Eisenbahnbundesamt (EBA).
8 Kommentare verfügbar
Eichsfelder
am 18.03.2014Doris
am 15.03.2014Vielen Dank für diesen m.E. sehr gelungenen Beitrag!
Die Bevölkerung wird von einer lobbyunterwanderten und damit radikal und extrem kapitalistisch ausgerichteten sprich von einer von Interessen geleiteten Politik mißbraucht (insbesondere finanziell ausgebeutet). Offiziell nennt sich das freie Marktwirtschaft und Demokratie. "Der Bürger", durch jahrelange mediale "Kopfwäsche" geblendet (alternativlos, nur zu unserem Besten, etc.) und durch "Brot und Spiele" bei Laune gehalten (Handy, Autos, Fußball, Katastrophenberichte, lecker Essen vom Discounter, Urlaub, Sonnenschein und tralala) verbindet mit "freier Marktwirtschaft" m.E. noch immer mehrheitlich den Inbegriff von Demokratie und Fortschritt - siehe Wahlen. Dies ist niemandem zu verdenken, da "der Bürger" ja systematisch von unserer (für politisch uninteressierte irreführend sogenannten) bürgerlichen Politik "hinters Licht" geführt wird.
Ein gesundes gesellschaftliches Gemeinwohl sowohl hinsichtlich des Zusammenlebens als auch kulturell bleiben dabei auf der Strecke, da dies keine Ziele extrem am Kapital orientierter Politik ist (auch wenn genau dies mit allem Nachdruck verkündet wird)! Im Gegenteil, spalten der Gemeinschaft und fördern von Egoismus sind hilfreich und erwünscht.
Der Beginn zur Abhilfe dieser ausbeuterischen Zustände ist relativ einfach! An allen anstehenden Wahlen teilnehmen und "mutig" wählen! Lasst alle "bürgerlichen" Parteien rechts, mittig und halblinks liegen)!
Ulrich Frank
am 14.03.2014In diesem Zusammenhang wäre auch zu denken an die hausinterne Außerkraftsetzung des SWR-Bahnexperten Harald Kirchner die im "Tunnelblick" vom 17. Oktober 2013 angesprochen wird. Spalte 3;S.1 dort: "...Kirchner, der immer wieder Pleiten, Pech und Pannen des Jahrhundertprojekts thematisiert hatte, bearbeitet derzeit ausschließlich die unverfänglichere Landespolitik. So bleibt für den Landessender selbst das inzwischen unzumutbare S-Bahn-Chaos in de Region ein Tabuthema, über das es sich offenbar nicht zu berichten lohnt."
Die Zielsetzung: Verdeckung - einer mit einigem Recht als korrupt zu bezeichnenden Programmpolitik des SWR hinsichtlich des angeblich für die Zukunftsfähigkeit Deutschlands wichtigen Projektes S21 zeigt sich einmal mehr anläßlich der vom Verkehrsministerium in Auftrag gegebenen und derzeit heftig diskutierten Personenstromanalyse.
Deren Resultat verdiente eine ausführliche Darstellung, und zwar mit allen Prämissen, und nicht nur, wie es in der gestrigen (14.03) Landesschau um 19.45h geschah, das breiteste Zuwortkommen des Projektsprechers Dietrich der sehr emotional seine "Enttäuschung" inszenieren durfte darüber daß diese Analyse mit ihrem angeblich Stuttgart-21-günstigen Resultat so lange verheimlicht worden sei. Fast erwartete man ein Schluchzen.
Begleitumstände blieben im SWR-Nachrichten-Kurzbeitrag allesamt zur Unkenntlichkeit verkürzt bzw völlig außen vor - so die zugrundegelegten Verkehrsmengen, ebenso die veränderten Kriterien, d.h. das abgesenkte Qualitätsniveau, das die Bahn AG an ihre Bahnhöfe in Zukunft anlegt. In der "Badischen Zeitung" war anläßlich dieses Gutachtens deshalb immerhin zu lesen: "An einigen Abschnitten erreicht S 21 die Note "Ausreichend" nicht. Das bedeutet, dass die Reisenden in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt sind und häufig das Gehtempo an Mitreisende anpassen müssen. Da aber die Kriterien zur Qualitätsbewertung deutschlandweit neu gefasst werden, gilt künftig als voll ausreichend, was derzeit bestenfalls grenzwertig ist".http://www.badische-zeitung.de/stuttgart/stuttgart-21-minister-hermann-haelt-positives-gutachten-zurueck."
Auch die wichtigen Entgegnungen Herrn Hermanns, immerhin abgedruckt in StZ-online - kamen im SWR-Bericht nicht zur Sprache (http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.gutachten-zu-stuttgart-21-bahn-land-verhaeltnis-ist-belastet.1fe4b5d9-9dc7-43b4-a62c-d60c91188e3f.html).
Anstatt dann die Gelegenheit zu ergreifen, im unmittelbar an die Tageschau anschließenden Programmteil "SWR regional- zur Sache Baden-Württemberg" diese Angelegenheit auf eine angemessene Weise darzustellen wird dort die seit vier Jahren auf einem Bodenseedampfer jeweils einmal im Jahr durchgeführte Swingerfete thematisch vertieft. Von einem notorisch ernsthaft dreinblickenden Herrn Bratzler.
Daß hier wieder auf eine unglaublich fahrlässige und gewollte Weise an der Relevanz und am gebotenen Ernst vorbei lanciert wurde, darüber kann dieser ernsthafte Habitus nicht hinwegtäuschen. Von Herr Bratzler, der im immer noch sehenswerten streaming-interview mit Zeitungsredakteuren vom 30.11. 2011 "Stuttgart 21 und die Medien" (aufzufinden unter: http://swrmediathek.de/suche.htm?econt=Stuttgart%2021&prefered=Videos;) herkunftsmäßig als Mathematiker dargestellt wurde - darf man annehmen daß er mit dem mathematikaffinen Gebiet Personenstromanalyse etwas hätte anfangen können. Aber nein, aufgrund der gegebenen Berichts- und Interessenlage muß man sehen daß auch hier im wesentlichen nur die talking-head-Grundsituation vorherrscht: d.h., daß nur thematisiert wird was intern von dort vertretener Interessentenseite als opportun vorgegeben ist. Und das ist im Zweifelsfall Boulevard oder Sport.
Eine Ankündigung daß man sich mit dem aktuellen Thema Personenstromanalyse noch auseinandersetzen werde gab es auch nicht. Wo denn sonst ja beim Spätzlesender SWR inflationär und doppelt und sendezeitkonsumierend Sendungen angekündigt werden auf daß auch jeder, sollte die Vespergurke unter den Tisch gefallen sein, nach der Suche nocheinmal mitgeteilt bekommt was läuft.
Wie anläßlich der gestrigen Ankündigung der Beitragssenkung der ÖR-Sender zu hören war würde dem SWR beim geplanten Jugendkanal eine Federführung zukommen. Wie dieser Jugendkanal aussehen soll da kann man sich wirklich den Kopf darüber zerbrechen, oder die Haare raufen. Zu bilden wäre ja, zumindest den Sonntagsreden der Politiker folgend, der mit notwendigem Wissen und Interesse ausgestattete mündige Bürger. Wie hier programmmäßig der Spagat geschaffen werden soll zum seichten SWR-"Erwachsenen"-Programm, seiner Natur nach eher Kasperletheater welches den Zuschauer gar nicht ernst nimmt sondern nur Stimmung erzeugen will? Wie durch anderes als dadurch daß man Boudgoust-seitig (und Drexler-seitig - der Mann wird ja auch bei SWR-Sitzungen gesichtet) Styroporkügelchen in die Köpfe der Heranwachsenden hineinbläst auf daß ihnen die Dümmlichkeit des "Erwachsenen"-Programms nicht auffällt?
Man kann auch fragen welche Rolle hier die Politik spielen soll. Insbesondere wenn Verantwortliche: Intendanten und Politiker wie z.B. Herr Kretschmann thematisieren - seine naiven Thematisierungsarten kennen wir mittlerweile - wie ein jüngeres Publikum diesem Jugendkanal "zugeführt" werden kann. Durch politisches Zuhältertum"?
Sofern an des Ministerpräsidenten Achtung für den Bürger das Maß angelegt wird kann man mittlerweile auch sagen daß, hinsichtlich der Antwort die er einem bedeutenden Bürger Stuttgarts auf den Seiten der "kontextwochenzeitung" zugesagt hat, die Wichtigkeit des mitdenkenden, da Rechenschaft fordernden, Bürgers mittlerweile von 5% auf noch weniger als die Hälfte gesunken sein muß.
Die allgemeine Verachtung des Publikums bzw. des Bürgers durch Politik, Verwaltungsspitzen und ÖR-Medien kann durch die Zwangsgebührenfinanzierung nur noch neuere Höhen erklimmen. Das Geld kommt ja sowieso. Und zu wenige Bürger und Verantwortungsträger gehen richtig auf die Barrikaden.
Ralf Laternser, Geologe
am 12.03.2014Shoobidoo
am 12.03.2014Dass Herr Trippen erheblich umsichtiger und differenzierter agierte als sein Vorgänger Henrichsmeyer, ist unbestritten. Dankenswerterweise verzichtete er auf dessen verbale Entgleisungen und hielt sich an die grundlegenden Anforderungen, die gemeinhin unter 'Kinderstube' subsummiert sind.
Sollte wirklich der gelegentliche Anflug von Objektivität den Ausschlag für die Versetzung des Verhandlungsleiters Trippen gegeben haben?
So dezent diese Andeutungen waren und so subtil die Erörterungsverhandlung trotzdem im Sinne der Bahn und der beteiligten Fachbehörden gesteuert wurde, ist das kaum vorstellbar.
Wenn es sich aber doch so verhielte, es wäre ein Skandal:
Es wäre der Nachweis dafür, dass in einem zur reinen Formsache verkommenen staatlichen Prüf- und Kontrollsystem selbst die Kenntnisnahme nicht zu widerlegender Sachargumente als Verrat an der mafiösen Struktur geahndet würde. Unvorstellbar?
Danke für diesen erhellenden Artikel.
Erich
am 12.03.2014Fern
am 12.03.2014Und, wie auch im Falle Siziliens, hat es nicht nur eine schönere Landschaft und freundlichere Menschen, sondern auch mafiöse Zustände, Korruption und Vetterleswirtschaft zu "bieten".
Auch hier herrscht jene unheilige Drei-Einigkeit aus Wirtschaftsverbänden, Politik und Justiz, die jede Schweinerei gegen das Gemeinwohl willig und um jeden Preis durchpeitscht.
Nein, (offen) Kriminelle gibt es (hier wie dort) schon lange nicht mehr in den höheren Rängen. Denn die sind bereits vor Jahrzehnten allesamt zu einer "ehrenwerten Gesellschaft" geworden.
Und die Bevölkerung? Nun, die strengen Katholiken in Sizilien klammern sich in unbeirrbarem Glauben fest an ihre Religion... und finden sich mit den Umständen ab. So wie sich bei uns die Wähler an "ihren" Parteien im unbeirrbaren Glauben festklammern und ansonsten immer bei anderen die Schuld suchen.
Man könnte an diesem (schönen) Land verzweifeln.
thomas a
am 12.03.2014In der abgebrochenen Anhörung behauptete Wittke sen. im Wagenburgtunnel gebe es nur Kondenswasser. Erst in der Wiederholung mit dem Eingeständnis der Stadt Stuttgart konfrontiert , der Boden des Autotunnels hebt sich 1cm pro Monat wusste er, daß das Wasser durch den Anhydrit von oben durch den Berg kommt.
Für den Killesberg wurde eine geo. karte präsentiert ohne quellfähigen Anhydrit. In den eigenen Unterlagen der WBI-firma wird jedoch an drei Stellen , auf ca einem Drittel der gesamten Tunnelstrecke eine "Ausweich"bauweise geplant, die nur für quellfähigen Anhydrit vorgesehen ist. Alles in allem eine Spur von Havarien und falschen Angaben.