Es war ein Termin der Extraklasse, zu dem unser Redakteur Oliver Stenzel da eingeladen war. Allererste Sahne, ganz großes Kino. Auf der Stuttgart-21-Baustelle wurde das erste der 27 Lichtaugen enthüllt, die Tageslicht und Luft in den Tiefbahnhof lassen sollen. Von innen und unten betrachtet, sitzen diese Meisterwerke der Ingenieurskunst auf den sogenannten Kelchstützen, noch so ein superduper Special-Feature von Stuttgart 21. Aus der Vogelperspektive sehen die Augen aus wie 27 plattgetretene Riesen-Kaugummis. Nun war Stenzel also beim feierlichen Empfang des allerersten Sonnenstrahls im finstren Untergrund und kam entsprechend erleuchtet zurück. Er sei nach diesem Jahrtausendereignis nicht mehr derselbe Mensch, eröffnete er der Redaktion strahlend. Was ein Erlebnis, was ein Ereignis. Der Rest von Stuttgart 21 ist, wie es unsere Autorin Johanna Henkel-Waidhofer in elegantem Wiener Schmäh ausdrückt, allerdings "im Oasch".
Während die S-21-Licht-und-Luft-Ingenieure den zu eröffnenden Glotzböbbeln noch den letzten Schliff verpassten, stand Manuel Hagel, Vorsitzender der CDU Baden-Württemberg, dessen Partei Stuttgart 21 gegen jedwede Widerstände durchgedrückt hat, wohl in einer schicken Bar. Inmitten föhnfrisierter, manikürter – ja was? Ist das eine Boyband? Sind das Insta-Sternchen? "Oder gar die Elevator Boys?!", fragte unsere Volontärin Franziska Mayr mit Lachtränen in den Lichtaugen ... äh, was? Egal. Irgendwer hat jedenfalls ein Foto gemacht. Warum dieses Werk so aufregend ist, abseits der Boyband, lesen und sehen Sie hier.
Was einen zu der Frage führt: Wer wählt solche Leute eigentlich? Ja, auch junge Menschen! 16 Prozent davon haben sogar ein My rechter gewählt als CDU, fast jede:r sechste Deutsche unter 25 Jahren die AfD. Was also tun, fragt sich die Nation. Und unser Kolumnist Cornelius W. M. Oettle will wissen: "Wer trägt denn jetzt Schuld an der gegenwärtigen Dreikäsehochnazifizierung?" Und hat auch eine Lösung des Problems: Raus mit dieser neuen Hitlerjugend! Nach ihrer Vor-dem-Studium-Weltreise "sollen die sich geschlossene Grenzen mal von außen anschauen!"
Derweil, jenseits der deutschen Grenze, zeigt das Collettivo di Fabbrica bei Florenz, wie echter Arbeitskampf und Konversion von Auto zu Fahrrad geht: Werk besetzen, Lastenräder bauen. Dafür braucht es Geld, und das sammeln die Genoss:innen seit einigen Monaten. Eine Million Euro ist das Ziel, 800.000 sind schon zusammen. Mit genügend Eigenkapital können die Arbeiter einen Kredit aufnehmen und ihre Fabrik kaufen. In der vergangenen Woche war der Aktivist Tobi Rosswog für das Kollektiv in Stuttgart. Um Geld zu sammeln und Solidarität. Um Banden zu bilden. Was kaum einer weiß: Vorbild für eine solidarische Ökonomie könnte der Schleimpilz sein. Der Bildhauer Shinroku Shimokawa hat im Kunstverein Neuhausen einen in eine Kiste gesperrt. Blob!
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