Die Ventilatoren im Büro gaben ihr Bestes, die Füße waren längst nackig, und Außentermine wurden nur zögerlich in Betracht gezogen, als uns vergangene Woche eine heiße Nachricht ins Schwitzen brachte: Ines Pohl, 48, die Chefredakteurin der taz, geht nach Washington, als Korrespondentin der Deutschen Welle. Nun haben wir ein zwar unabhängiges, aber doch sehr freundschaftliches Verhältnis zur taz im Allgemeinen und zur Chefredakteurin im Besonderen. Schließlich ist Ines Pohl Schwäbin, wie noch einige andere bei der Berliner taz, und als solche den kulinarischen Verlockungen der Region gegenüber durchaus aufgeschlossen. Kurz: Wir hatten ein Brezelverhältnis. Wenn es etwas zu besprechen gab, kam Ines Pohl immer "auf eine Brezel" in die Hauptstätter Straße.
Und sie kam gerne. Schließlich ließ sich das prima mit dem Besuch bei den Eltern in Mutlangen verbinden. Nun machen wir uns ernstlich Sorgen. "Wie soll das in Washington mit den Brezeln gehen, liebe Ines?", haben wir ihr gesimst.
Sechs Jahre lang war Ines Pohl das Gesicht der taz. 2009 hat sie Bascha Mika abgelöst, die heute Chefredakteurin bei der "Frankfurter Rundschau" ist. Und die Mutlangerin war immer wieder, wie das bei der taz halt so ist, unter Feuer. Vergangenes Jahr wurde ihr Andreas Rüttenauer an die Seite gestellt, und da war schon zu ahnen, dass dies nicht nur als Hilfestellung gemeint war. Nun geht Ines Pohl also nach Washington, sicher auch der Liebe wegen, schließlich wohnt ihre Frau in der amerikanischen Hauptstadt. Sie hat versprochen, uns vorher noch zu besuchen. Auf eine Brezel.
Das andere Griechenland bei den "Nachdenkseiten" und bei Kontext
Neben der taz sind es besonders die "Nachdenkseiten", die uns am Herzen liegen. Sie verlinken unser wöchentliches Angebot in Gänze, und dafür sind wir ihnen dankbar. Die kritische Website wird umso wichtiger, je uniformer die Berichterstattung in den Altmedien wird. Ihr Gründer Albrecht Müller, einst Planungschef bei Willy Brandt, freut sich jetzt über eine Verdoppelung seiner Leserzahlen, die sich auf bis zu 184 000 täglich gesteigert haben. Der vermutete Grund: Griechenland. Die Menschen kommen auf die "Nachdenkseiten", schätzt Müller, weil sie dem "unglaublich vorurteilsbeladenen und arroganten" Mainstream entgehen wollen. Auch Kontext fährt das Gegenprogramm und wartet in dieser Ausgabe mit Dieter Spöri auf. Der frühere baden-württembergische SPD-Wirtschaftsminister nimmt sich wieder einmal die Berliner Politik vor, die, medial verstärkt, auf Tsipras & Co. einschlägt. Mit dem Ziel, alles, was links ist, als Chaos vorzuführen.
Eine weite Verbreitung sollte auch ein Auftritt des Kabarettisten Georg Schramm finden. Auch er hat sich mit Griechenland beschäftigt, in einer fulminanten Rede bei der "Schönauer Stromnacht" Ende Juni. Zum Abschied von Ursula und Michael Sladek aus dem Vorstand der Elektrizitätswerke Schönau. Das Video ist 37 Minuten lang. Wer bei Minute 15 einsteigt, wird bis zum Ende bleiben. <link https: www.youtube.com external-link-new-window>Schramm spricht über den "Krieg zwischen Reich und Arm".
4 Kommentare verfügbar
marion kuster
am 08.07.2015Ines Pohl ist wirklich keine gute Journalistin und verbessert zur HNA gepasst als zur taz... Wohl war sehr oft peinlich und nicht selten geschmacklos (man denke nur an ihren unsäglichen tweet nach der Germanwings-Katastrophe) Wie sie im…