Die biblische Geschichte ist ja vielleicht allzu schön mit ihrem Happy End. Der kleine David besiegt dank seiner Intelligenz den Riesen Goliath. Unser Goliath, die große Meinungsmaschine, ist leider nicht der tumbe Tor. Er ist mächtig, hat viel Geld und ist raffiniert vernetzt. Wir haben letzthin in den NachDenkSeiten von den <link http: www.nachdenkseiten.de _blank>Analysen des Leipziger Medienwissenschaftlers Uwe Krüger berichtet. Er beschreibt das, was wir täglich erleben: ein Netz von US-nahen und den sogenannten Eliten verbundenen Journalistinnen und Journalisten in Deutschland. Sie operieren konsequent auf der Linie der neoliberalen Ideologie und der sicherheitspolitischen Linie der sogenannten Atlantiker und der NATO. Sie beeinflussen dank ihrer Dominanz und Prominenz andere Medien und die Politik. Joffe von der "Zeit", Kornelius von der "Süddeutschen Zeitung", Kleber und Peter Frey vom ZDF, Frankenberger von der FAZ, Michael Stürmer von der "Welt" und viele mehr. Sie treffen sich auf Konferenzen der verschiedensten Vorfeldorganisationen der Rechtskonservativen in der westlichen Welt: Allein beim Herausgeber der "Zeit", Josef Joffe, hat Krüger die folgenden Institutionen notiert: American Academy in Berlin, American Council on Germany, American Institute for Contemporary German Studies, Aspen Institute Deutschland, Atlantik-Brücke, Bilderberg, Europe's World, Goldman Sachs Foundation, Hypovereinsbank, International Institute for Strategic Studies, Münchner Sicherheitskonferenz, "The American Interest", Trilaterale Kommission. Hinzu kommen heimische Stiftungen wie die Bertelsmann Stiftung, Quandt, Bosch und so weiter. Und dann noch das jährliche Treffen in Davos. Sie alle ziehen bei wichtigen Fragen mit am gemeinsamen Strang.
Offensichtlich reicht die Portokasse all dieser Einrichtungen, um die Ressourcen von Kontext und NachDenkSeiten zusammen mehrmals aufzuwiegen. Jedenfalls haben wir es mit einem gut ausgeklügelten System der Gleichschaltung zu tun. Eben leider nicht Goliath, der Dumme.
Was sich da abspielt, ruiniert den Rest an Demokratie, den wir noch haben. Denn die Mehrheit der Menschen hat nichts mehr zu sagen. Das Leben und die Interessen der Arbeitnehmer, der Rentner, der Arbeitslosen und der nicht vermögenden jungen Leute kommen in diesen Medien kaum noch vor. Die Oberen bestimmen über Lobbyarbeit und Meinungsmache, wo es langgehen soll. Der französische Ökonom Pikkety hat die Entwicklung sachverständig beobachtet und meint, die Gefahr einer Entwicklung zur Oligarchie sei real. Großer Reichtum kaufe großen politischen Einfluss – und das nicht nur mittels Wahlkampfspenden. Viele Konservative lebten in der intellektuellen Blase von Denkfabriken und der angeschlossenen Medien, die letztendlich von einer Handvoll extrem reicher Geldgeber finanziert werden.
Umso wichtiger ist die Arbeit von Kontext. Und wenn die Arbeit allzu hart wird und der Zweifel am Sinn und am Erfolg beim Aufbau einer Gegenöffentlichkeit verständlicherweise wächst, dann halten wir uns an die andere Geschichte, an Martin Luthers angebliche Äußerung: "Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen." Selbst wenn die Zweifel, ob Martin Luther das wirklich gesagt hat, berechtigt sind, es ist ein schöner tröstlicher Satz. So richtig zum Festhalten. In diesem Sinne grüßen wir von den NachDenkSeiten.
5 Kommentare verfügbar
Albrecht Storz
am 21.05.2014http://www.nachdenkseiten.de/?p=21735
Die große Frage ist: Welche Mittel bleiben dem Bürger angesichts zunehmender Demokratie-Pervertierung und schwärender Plutokratieausbreitung?
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