KONTEXT:Wochenzeitung
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Genug Pfefferspray

Genug Pfefferspray
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Beruhigend zu wissen: Der Pfefferspray-Nachschub der Polizei ist gesichert. Das meldet der Hessische Rundfunk, und diese wichtige Nachricht wollen wir unseren LeserInnen natürlich nicht vorenthalten. In Rede stehen 40 000 voll taugliche Dosen plus 10 000 mit einem Trainingsspray, die von einem Hersteller aus dem Schwabenland geliefert werden. Damit sei der Bedarf für die nächsten drei Jahre gesichert – für die Polizeien in Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Baden-Württemberg.

Weiterhin beruhigend: Baden-Württemberg (13 200) braucht weniger als Hessen (13 500), obwohl es fast doppelt so groß ist, und die Einsatzkräfte versprechen sparsamen Umgang mit der reizenden Essenz. Das ist auch aktuell wichtig, weil in zwei Wochen eine Blockupy-Demonstration zur Eröffnung der EZB-Zentrale in Frankfurt stattfinden soll. Der Einsatz dort, versichert die hessische Polizei, werde sorgfältig abgewogen, und es werde nur dann gesprüht, wenn "sanftere Methoden" keinen Erfolg versprächen. Außerdem seien ihre Dosen mit 45 ml Füllmenge deutlich kleiner als jene der schwäbischen Kollegen (63 ml). Stuttgarter Delegationen, die in die Bankenmetropole reisen, können sich also bei der Zahl der mitgebrachten Schwimmbrillen bescheiden.

In die entgegengesetzte Richtung fährt eine Delegation der Anstifter. Wieder einmal nach Italien, genauer nach Sant'Anna di Stazzema. Am kommenden Samstag, 7. März, wird dort die kleine Kapelle auf der Piazza Anna Pardini eingeweiht – frisch renoviert, dank des Engagements der Gruppe um Eberhard Frasch. Der Reutlinger Studiendirektor a. D. hatte beim deutsch-italienischen Zukunftsfonds 60 000 Euro lockergemacht, womit das Kirchlein schmuck renoviert wurde. Zur besonderen Freude von Enrico Pieri, dem die Anstifter 2013 ihren Friedenspreis verliehen haben. Pieri, der bei dem Massaker der Waffen-SS am 12. August 1944 seine gesamte Familie verloren hat, hat von seinem Elternhaus immer auf die Kapelle geschaut.

Nicht erfreut sind die Anstifter über den weiterhin schleppenden Gang der Justiz. Wie in Kontext mehrfach berichtet, haben sich Regierung, Landtag und Justizministerium in, freundlich formuliert, übergroßer Zurückhaltung geübt, während Oberstaatsanwalt Bernhard Häußler das Verfahren gegen die mutmaßlichen Täter eingestellt hat. Inzwischen liegen die Ermittlungsakten bei der Staatsanwaltschaft Hamburg, seit mehr als einem halben Jahr – tatenlos. Der Beschuldigte, SS-Untersturmführer Gerhard Sommer, ist 93 Jahre alt.

Es ist das Höchste, was man im Fernsehgeschäft kriegen kann: der Grimme-Preis. Gewonnen hat ihn die ZDF-Satiresendung "Die Anstalt" - und damit auch Kontext-Autor Dietrich Krauß. Unser Lieblingsstück ist sein Essay über Baden-Württembergs Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann und seine Hausphilosophin Hannah Arendt (<link http: www.kontextwochenzeitung.de debatte die-wahrheit-ist-obdachlos-439.html _blank>"Die Wahrheit ist obdachlos"). Der 49-jährige Doktor der Philosophie ist der Hauptschreiber und Themenfinder der "Anstalt", die von Max Uthoff und Claus von Wagner moderiert wird. Parallel dazu textet Krauß auch noch für die "heute show".

Krauß kam 1995 zum Südwestrundfunk, wo er unter anderem in der Abteilung "Journalistische Unterhaltung" gearbeitet hat. Der Stuttgarter Sender hat ihn für zwei Jahre beurlaubt. Bissig-satirisch ist man eben woanders.


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3 Kommentare verfügbar

  • Insider
    am 05.03.2015
    Antworten
    Claus von Wagner und Max Uthoff sind für die ZDF-Sendung "Die Anstalt" mit dem renommierten Grimme-Preis ausgezeichnet worden. Herzlichen Glückwunsch!
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