Auf den ersten Blick erscheint die Frisur als Thema für den Boulevard – ist Kontext jetzt zu einem Blatt mutiert, das gutes Aussehen zur Voraussetzung für gute Politik erklären will? Ganz so schlimm ist es nicht. Ein schöner Haarschnitt soll hier nicht mit Kompetenz verwechselt werden. Doch in einer Welt, in der die Präsentation der äußeren Erscheinung eine bedeutende Rolle spielt, wollen auch politische Profile durch visuelle Kohärenz gewinnen.
Im Zentrum der Untersuchung soll daher stehen, welche Implikationen damit einhergehen, den eigenen Körper einer Verwandlung zu unterziehen. Wer plötzlich veränderte Haaransätze unter einer anthropologischen Linse studiert, schärft sein Gespür für paradoxe Botschaften. Wo Politik Authentizität verkörpern will, ist eine gewisse Skepsis gegenüber Transplantationen angebracht.
Anthropologisch zu forschen, also der Kunst des Zeitverschwendens nachzugehen, heißt, im scheinbar Banalen und Alltäglichen Bedeutung zu finden. So könnten Schönheitsoperationen in der ernsten Sphäre der Politik als Nebensache erscheinen. Allerdings finden die ständigen Aussagen eines Politikers über Kredibilität und Fairness – all das, worüber sie unermüdlich reden – ihre Inversion in einem manipulierten Körper. Wie glaubwürdig soll einer sein, der sich selbst zur wandelnden Täuschung gemacht hat?
Der Politikerkörper verkörpert Biopolitik
Die Persona, also die nach außen hin gezeigte Einstellung eines Menschen, gerät in Spannung zur Authentizität, wo öffentliche Figuren versuchen, ihr Profil durch plastische Eingriffe zu kontrollieren und zu optimieren. Verstärkt wird der Trend, den eigenen Körper als eine Art Maske zum Instrument für Inszenierungen zu machen, durch eine "Like-Culture", in der Anerkennung zunehmend durch digitale Bestätigung wie die Reaktionen auf einen Social-Media-Post definiert wird.
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metaphorische Judith
vor 3 Wochen