Bis Tschernobyl 1986 war auch ich ein Anhänger der Atomenergie. Danach habe ich gelernt, dass wir sicherere, preiswertere und umweltfreundlichere Alternativen haben, die wir als Geschenke der Natur nutzen können. 2022 können wir in Deutschland für drei bis vier Cent pro Kilowattstunde Solarstrom produzieren. Der Strom aus der Steckdose kostet inzwischen etwa das Zehnfache. Nichts ist so teuer wie Atomstrom, für dessen Müllentsorgung es auf der ganzen Welt kein einziges Endlager gibt. Aber längere Laufzeiten heißt natürlich auch noch mehr Atommüll. Ein bis jetzt unlösbares Problem, das wir unseren Kindern und Enkeln hinterlassen wie so viele andere Probleme auch.
Doch der Umstieg wird halt noch dauern, meinen die Atomfreunde und empfehlen längere AKW-Übergangs-Laufzeiten als kleineres Übel zu Putins Gas-Krieg und längeren Laufzeiten für schädliche Kohlekraft. Also vom Slogan "Atomkraft?– nein danke" zu "Atomkraft? – ja bitte"?
Man muss Erneuerbare nur wollen
Einspruch: Einer der renommiertesten Solarforscher der Welt und langjähriger Chef des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme in Freiburg und FDP-Mitglied, Professor Eicke Weber, hat in meiner Zukunftssendung auf "Transparenz TV" gesagt: "Der Umstieg auf 100 Prozent erneuerbaren Strom ist bis 2030 in Deutschland möglich". Man muss es also nur wollen. Auch Eicke Weber sieht in AKWs eher einen Teil des Problems als einen Teil der Lösung.
Ich halte die aktuelle Diskussion "Kohle oder Atomkraft?" für eine Gespenster-Diskussion. Selbst die AKW-Betreiber wollen keine längeren Laufzeiten, weil es zu teuer wird und sie sich längst auf den endgültigen Ausstieg eingestellt haben. Jedes AKW bleibt auch nach dem 31.12.2022 eine Gefahrenquelle, weil es ein "Restrisiko" enthält. "Atomares Restrisiko ist jenes Risiko, das uns jeden Tag den ‚Rest’ geben kann". Das sagte mir der Chef der Aufräumarbeiten in Tschernobyl, Professor Wladimir Tschernousenko, vorher ein glühender Anhänger der Atomenergie in einem Fernsehinterview der ARD. Er wurde durch den Unfall verstrahlt und starb danach an Krebs.
3 Kommentare verfügbar
chr/christiane
am 13.10.2022Man kann immer wieder lesen, die 3 Atomkraftwerke würden aktuell Strom für 10 Millionen Haushalte erzeugen.
Würde man die 3 Kraftwerke zum 31.12.2022 abschalten, würde von einem Tag zum anderen Strom für 10 Millionen Haushalte fehlen.
Dazu gibt es keinerlei…