Neulich, im Praktikantenabstellkeller von Jung von Matt. Der Oberwerber der Agentur reißt kurz die Tür auf und spricht: "Hey, du, wie heißt du nochmal, ach so, ja, Jan, du hast doch ein paar Minuten Zeit!" – "Äh, nun ja…" – "Also, Jan, wir haben die BW-Image-Kampagne vergessen, wir brauchen jetzt ganz schnell irgendeinen Spruch und irgendeinen Eins-dreißig-Spot dazu!" – "Und wie…", fragt Jan. "Ja, eben, du machst das schon!", sagt der Oberwerber. Und es ist dann ja auch alles ganz schnell gegangen und international ist es auch geworden, nach zwanzig Jahren "Wir können alles. Außer Hochdeutsch". Schluss mit Provinz, also kein Ländle mehr, auch nicht, wie Jan kurz überlegt hat, Le Länd, also mit hinten wegamputiertem und dann nachbarhaft französisch vorangestelltem Le. In BW geht es von sofort an sowas von weltsprachig weiter und wird dabei noch aufgepimpt durch kokette Umlautpünktchen: "The Länd!"
"Ja, Jan, superkrass oder wie das bei euch jungen Leuten so heißt!", lobt der Oberwerber und mahnt sogleich: "Aber den Spot nicht vergessen, in zehn Minuten ist Abgabe!" – "Äh, also…" – "Ja, genau, Jan, du machst das schon!" sagt der Oberwerber, der wirklich Wichtigeres zu tun hat, als einem Praktikanten Tipps für so eine BW-Imagekampagne zu geben, die eh bloß sieben Millionen pro Jahr kosten soll. Jan drückt eifrig auf seinem Laptop rum, die elektronischen Archive laden ihm Wald-Wiesen-Feld-Fabriken-Autos-Traktoren-Drohnen-Himmel-Landschaft-Laptops-Roboter-und-Dings-und-Bums hoch, und diesen Bilderwust lässt er jetzt durch die Zufalls-App rauschen und zusammenschnipseln. "Na, für BW und den Krätschmän müsste das reichen", denkt Jan und ist ganz begeistert von seinem Ministerpräsidentenwortspiel, das ihm mindestens so gelungen scheint wie die neue BW-Kampagne selbst.
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bedellus
am 10.11.2021