Das Esslinger Literaturfestival LesArt ist oft schon im Voraus ausverkauft. In diesem Jahr hätte trotz allem ein reduziertes Programm stattfinden sollen, für einen Bruchteil des Publikums. "Es war und ist in Esslingen stets unser kulturpolitisches Bestreben, auch und gerade in schwierigen Zeiten wie jetzt, kulturelle Angebote zu stärken und zu sichern", versichert Oberbürgermeister Jürgen Zieger im bereits gedruckten Programmheft. Makulatur. Die LesArt, vom 6. bis zum 27. November, ist abgesagt.
Die LesArt, der Architekturnovember des Bunds Deutscher Architekten , die französischen Filmtage in Tübingen – es gibt viele Veranstaltungsreihen, die genau für den Monat November geplant waren. Die OrganisatorInnen haben ein halbes Jahr oder länger Kontakte geknüpft, Verträge geschlossen, in die Öffentlichkeitsarbeit investiert, ja häufig ihre ganze Leidenschaft in die Vorbereitung gesteckt. Sie stehen nun vor der Wahl: Absagen? Verschieben? Oder wieder in digitale Kanäle umlenken?
Als im März die Kultureinrichtungen und die meisten Geschäfte zum ersten Mal schließen mussten, standen alle vor einer neuen, ungewohnten Situation. Theater, Ausstellungshäuser, Konzertveranstalter, Kinos: Alle haben sich gefügt, in der Folge aber gemeinsam mit den Gesundheitsämtern detaillierte Maßnahmen erarbeitet, um wenigstens einen eingeschränkten Betrieb wieder zu ermöglichen.
Mehr Abstand geht nicht
"Wenn Sie zum Beispiel den Württembergischen Kunstverein betreten", schreibt dessen Direktor Hans D. Christ in einem Facebook-Kommentar, "tragen Sie Maske, ein Abstand von 1,50 Meter ist kein Problem, eine Fläche von 24 Quadratmeter pro Person auch nicht. Es wird Frischluft in die Räume eingeblasen und Verbrauchsluft abgesaugt. Für Gespräche haben wir 200-mal-200-Zentimeter Tische mit Tröpfchenschutz und individualisierte Plätze. Wir sind so extrem sicher, dass diese Art der pauschalen Schließung bei gleichzeitiger Zugänglichkeit von räumlich völlig überforderten Konsumtempeln absurd ist."
Wie Christ haben diesmal viele reagiert. "Wir werden in Mithaftung genommen für eine Symbolpolitik", wird Marc-Oliver Hendriks, der geschäftsführende Intendant der Stuttgarter Staatstheater, in der "Süddeutschen" zitiert – und in vielen anderen Zeitungen. Es handelt sich um eine dpa-Meldung, die die Redaktionen eins zu eins abdrucken. Die Presseagentur habe bei ihm angerufen, erklärt Hendriks, und danach noch der Deutschlandfunk, wo er etwas ausführlicher Stellung nehmen konnte.
1 Kommentar verfügbar
Andrea K.
am 04.11.2020In den letzten Wochen plärrten sehr laute Stimmen unablässig, die vielen verschiedenen Regelungen seinen…