Wenn es um die Ehe geht, gelte ich gemeinhin als ziemlich unverdächtig. Nie in meinem Leben hatte ich das Bedürfnis, eine Liebesbeziehung unter öffentlichem Schwur offiziell beglaubigen zu lassen, und die Heiratswut, die sich zum Teil gerade bei vielen meiner jüngeren KollegInnen Bahn bricht, war mir immer irgendwie suspekt. Werdet schon sehen, was Ihr davon habt, lautet mein üblicher Kommentar dazu. Warum ich mich am Ende dann aber doch über jede Heirat in meiner Umgebung freue, das ist das Hochzeitsfest. Eine riesige, bunte und romantische Party ist das, was mich mit dem Heiratsgedanken versöhnt.
Und natürlich finde ich, sollte jeder Mensch ein Recht auf Party haben. Riesig, bunt und romantisch, und wem's beliebt auch gern klein und fein. Aber dafür muss man ja nicht zwingend heiraten. Deswegen ist das Recht auf Party nicht unbedingt der Grund, warum ich nun schon seit über 25 Jahren für gleiche Rechte kämpfe und finde, dass die Ehe endlich auch Lesben und Schwulen offen stehen sollte.
Mir geht es dabei nicht ums Heiraten. Mir geht es um das Privileg für eine bestimmte Gruppe von Liebespaaren, deren Liebe bis heute von Staats wegen als höherwertig definiert wird. Und es geht mir damit letztendlich auch um das Privileg einer Gruppe von Menschen, der aufgrund ihrer sexuellen Identität ganz allein die Ehe offen steht, und deren So-Sein damit ebenfalls von Staats wegen als höherwertig definiert wird.
Warum maßt sich der Staat an, Liebesbeziehungen zu sanktionieren?
Und genau das wollte mir nie in den Kopf gehen: Weshalb sich unser Staat, der zum Beispiel in Glaubensfragen zur Neutralität verpflichtet ist, der in Artikel 1 Grundgesetz die stets gleiche Würde des Menschen festschreibt – und nicht etwa die des heterosexuellen oder männlichen Menschen, und der in Artikel 3 Grundgesetz die Gleichheit jeder menschlichen Verschiedenheit vor dem Gesetz als Grundprinzip der individuellen Rechtstellung jedes Einzelnen definiert, warum dieser Staat sich also ausgerechnet anmaßt, die persönliche Verfasstheit der Menschen zu beurteilen und Liebesbeziehungen zwischen erwachsenen Personen rechtlich zu sanktionieren. Und ich habe bis heute auch noch kein Argument gehört, das diese Einmischung des Staates in die Privatangelegenheiten der Menschen wirklich rechtfertigen würde.
4 Kommentare verfügbar
verheiratetemutter&hetera
am 18.07.2015Den oben schreibenden Polemikern wünsche ich freundlich viel Vergnügen u. gute Nerven bei der Polygamie.
Beste…