Wer vor genau 100 Jahren in der Sowjetunion geboren wurde und männlichen Geschlechts war, hatte sehr wenig Chancen, den 9. Mai 1945 zu erleben: Rund 90 Prozent der Männer des Jahrgangs 1921 verloren zwischen 1941 und 1945 im Krieg gegen Nazi-Deutschland ihr Leben. Im Kampf getötet wurden viele von ihnen allerdings nicht: Von 5,5 Millionen sowjetischen Kriegsgefangenen starben 3,3 Millionen in Gefangenschaft, die meisten von ihnen verhungerten. Sie galten als unnütze Esser, die zu ernähren der deutschen Armee und Bevölkerung wichtige Ressourcen entzogen hätte. "Nicht arbeitende Kriegsgefangene in den Gefangenenlagern haben zu verhungern", schrieb der Wehrmachtsoffizier Eduard Wagner, Generalquartiermeister des Heeres, im November 1941.
"Viele 10 Millionen Menschen werden in diesen (russischen, d. Red.) Gebieten überflüssig und werden sterben oder nach Sibirien auswandern müssen. … Es kommt also unter keinen Umständen auf die Erhaltung des Bisherigen an, sondern auf die bewusste Abkehr vom Gewordenen und die Einbeziehung der Ernährungswirtschaft Russlands in den europäischen Rahmen. Daraus erfolgt zwangsläufig ein Absterben sowohl der Industrie wie eines großen Teils der Menschen." (Wirtschaftspolitische Richtlinien für Wirtschaftsorganisation Ost, Gruppe Landwirtschaft; 23. Mai 1941)




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Es stellt sich die Frage, ob die rassistischen Ressentiments gegenüber den sogenannten 'Gastarbeitern' und Zuwanderern in die Bundesrepublik seit den 1960er Jahren eine Ursache in der Behandlung der 'Fremdarbeite' während des 2. Weltkrieges haben. Die Zwangsarbaiter aus dem Osten galten als…
Kommentare anzeigenPhilippe Ressing
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